Bildunterschrift: Die Eingangstür der Bahnhofsmission Dortmund. (Foto: Charleen Deffner)
Am Dortmunder Hauptbahnhof zwischen Gleis 2 und 5 befindet sich die Tür zu einem Ort der Menschlichkeit. Wo warmes Wasser und offene Ohren auf die warten, die am meisten darauf angewiesen sind. Die Bahnhofsmission ist ein Lichtblick für diejenigen, die sonst nirgendwo Zuflucht finden.
Ein Bericht von Charleen Deffner und Jonas Sasse
Die Sonne strahlt über den Dortmunder Hauptbahnhof. Doch wo keine Sonnenstrahlen hin fallen, glitzert noch der gefrorene Boden. Bei dieser Kälte genießen allerdings nicht alle Menschen das Privileg, sich in ein warmes Heim zurückziehen zu können. Laut Landschaftsverband Westfalen-Lippe wurden 2023 allein in Nordrhein-Westfalen über 100.000 Menschen wohnungslos gemeldet.
Eine der ältesten Bahnhofsmissionen Deutschlands
Die Bahnhofsmission Dortmund liegt an einem Bahnsteig, an dem keine Züge halten. Eine breite Rollstuhlrampe führt zur Eingangstür, fast übersieht man die Treppe daneben. Die Türen stehen täglich von 8 bis 20 Uhr offen. Seit mittlerweile 125 Jahren besteht die ehrenamtliche Einrichtung. Ein Team aus zwei Festangestellten und rund 40 ehrenamtlichen Helfern bewältigt den Andrang. Verstärkung suchen sie trotzdem. Christina Wittler ist Sozialarbeiterin und eine der zwei Festangestellten. Sie erzählt: „Viele, die zu uns kommen, sind einsam und wollen einfach nur reden.“
Mehr als ein freundliches Wort
Neben Kaffee und Wasser gibt es hier vor allem eines: offene Ohren. Dieser warme, geschützte Raum und ein freundliches Wort haben hier für viele eine immense Bedeutung. Christina Wittler erzählt: „Am meisten freuen sich unsere Gäste gerade darüber, dass sie hier ihre Hände waschen können – und das mit warmem Wasser!“
Einige Schicksale seien auch für die Mitarbeiter eine psychische Herausforderung, „denn viele Menschen stehen am Rand der Gesellschaft oder wurden bereits herunter geschubst“, sagt die Mitarbeiterin. Besonders die ehrenamtlichen Helfer, ohne Ausbildung, könnten manche Geschichten nicht so gut verarbeiten, wie studierte Sozialarbeiter/innen.

Erfolge sind Momentaufnahmen
Typische Erfolgserlebnisse bleiben eher aus, denn oft verschwinden die Betroffenen irgendwann einfach. „Ich bin da etwas pessimistisch, es kann dann durchaus sein, dass sie im Knast sind, tot oder auch die Stadt verlassen haben“, sagt die Sozialarbeiterin. Jeder Mitarbeiter geht mit der Arbeit anders um. Ihre Kollegin ist optimistischer. Sie glaube daran, dass dann jeder sein persönliches Glück gefunden hätte.
Trotz der Herausforderungen bleibt das Team der Bahnhofsmission unermüdlich in seinem Einsatz. Sie bieten mehr als nur einen warmen Kaffee oder einen Moment der Ruhe – sie schenken Menschlichkeit in einer oft unbarmherzigen Welt. In der Kälte des Winters wird die Bahnhofsmission Dortmund so zu einem Ort, an dem Wärme nicht nur physisch, sondern vor allem menschlich spürbar ist.
Eindrücke vom Alltag am Dortmunder Hauptbahnhof – Bildergalerie:








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