Rund 5.000 Menschen sind bei der Kundgebung in Köln vor Ort. Foto: Maria Salem
Der Protest gegen die „Stadtbild-Aussage“ von Bundeskanzler Friedrich Merz geht weiter. In der Kölner Innenstadt fand am 23.10.2025 eine Kundgebung statt. Die Menschen richteten sich gegen die aus ihrer Sicht rassistische Äußerung über das „Problem“ im Stadtbild.
Ein Bericht von Maria Salem
Auslöser der bundesweiten Proteste war eine Äußerung des Bundeskanzlers während einer Pressekonferenz in Potsdam. Dort sprach Merz von einem „Problem“ im Stadtbild.
Auf der Frage, was er damit meint, verwies er darauf, die „Töchter“ zu fragen.
Rund 5.000 Menschen nahmen laut Veranstalter an dem Protest teil. Zu den Organisierenden gehört Yasin Hinz, Sprecher der Fridays for Future-Bewegung. „Der Bundeskanzler Friedrich Merz hat nicht nur die Töchter in diesem Land instrumentalisiert, sondern auch migrantisch gelesene Menschen diskriminiert“, kritisiert er.
An der Kundgebung beteiligten sich viele gesellschaftliche Gruppen. Darunter waren feministische und antirassistische Initiativen, Studierende und Gewerkschaftsmitglieder. Trotz des starken Regens waren die Teilnehmer:innen entschlossen und laut, aber dennoch friedlich. Zahlreiche Menschen trugen selbstgestaltete Schilder und Banner mit Botschaften wie „Weniger Merz-Mehr Herz.“
Viele Sprecher:innen betonten, dass Merz „nicht über, sondern mit den Töchtern“ sprechen sollte. Immer wieder riefen die Teilnehmenden Parolen wie „Wir sind das Stadtbild.“


„Nicht in meinem Namen“
„Rassistische Äußerungen dürfen nicht in unserem Namen getätigt werden“, betont Leonie H., die gemeinsam mit Katja H und Susanne K. protestiert.
Etwa eine Woche nach seiner Aussage äußerte sich Merz in London beim Westbalkan-Gipfel erneut. Dort betonte er, dass Migrant:innen ein „unverzichtbarer Bestandteil“ des Arbeitsmarkts seien. Er präzisierte seine frühere Äußerung habe sich nur auf Menschen ohne dauerhaften Aufenthaltsstatus sowie Menschen ohne Arbeit und Regelbefolgung bezogen.

„Kritik ist gerechtfertigt, aber Debatten müssen möglich bleiben“
„Es gehört zur demokratischen Öffentlichkeit, über Themen wie Sicherheit, Sauberkeit und Kriminalität offen zu sprechen“, betont der Politikwissenschaftler Professor Andreas Blätte von der Universität Duisburg-Essen. Dies solle auch im Zusammenhang mit Migration möglich sein. „Diese Themen bewegen viele Menschen und müssen öffentlich thematisiert werden dürfen“, so Blätte.
Gleichzeitig bezeichnet er die Äußerung von Merz als rassistisch, da sie „unabänderliche Merkmale von Menschen mit Kriminalität und Abschiebungen“ verknüpfe. Damit werde eine negative Stereotypisierung vorgenommen. Die Kritik an Merz sei daher berechtigt.
Proteste zeigen eine lebendige Demokratie
Blätte lobt die Proteste als Zeichen einer lebendigen Demokratie, mahnt aber zugleich: „Das verlorene Vertrauen lässt sich nicht leicht wiederherstellen. Wenn die demokratische Mitte keinen sensibleren Umgang mit dem Thema Migration findet, profitiert am Ende nur die AfD.“
Für die kommenden Wochen werden weitere Demonstrationen in mehreren Städten erwartet. Nellie K. fordert vom Bundeskanzler eine klare Reaktion: „Ich wünsche mir von Friedrich Merz, dass er sich für diese Aussage entschuldigt und sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt.“


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