Ein Jungtier im Duisburger Zoo lässt die Debatte über Delfine wieder hochkochen. Tierschützer wie PETA kritisieren schon lange die Haltung der beliebten Meerestieren.
Von Schirin Kheldoun
In Österreich, der Schweiz, Großbritannien und in vielen anderen Ländern gibt es schon lange keine Delfinarien mehr. In Deutschland sind es zurzeit noch zwei. Eins in Duisburg, eins in Nürnberg. Dort leben sieben „Große Tümmler“. Diese Art wird von ihrer Natur aus kleinen Gruppengröße bevorzugt gehalten. Das kritisieren Tierschützer. „Delfine gehören in den Ozean, nicht in ein Betonbecken“, betont Tanja Breuning. Sie ist Biologin bei der PETA Wassertier-Kampagne. Eine der zahlreichen Tierschutzorganisationen, die fordern, Delfinhaltung zu verbieten.
„Zirkusähnlichen Shows“
Delfine sind hochintelligente, soziale und kommunikative Zahnwale. Für PETA ist also klar: „Im Ozean gibt es keine Wände. Delfine können soweit schwimmen und tauchen, wie sie möchten. Sie können in den Wellen spielen, mit Artgenossen den Ozean erkunden, auf Partnersuche gehen und ihr Leben selbstbestimmt und frei gestalten“, so Biologin Breuning. In einem Aquarium gäbe es keine Strömungen, Wellen und Gerüche der Unterwasserwelt, oft nicht einmal Sonnenlicht. Am schwierigsten seien aber die komplexen sozialen Beziehungen, die nicht annährend so wie bei freien Delfinen entstehen sollen.
Hinzu kommt, dass sie in zirkusähnlichen Shows mehrmals täglich vor einem zahlenden Publikum antrainierte Tricks aufführen müssen, was meist nichts mit ihrem natürlichen Verhalten zu tun habe. So sollen viele Delfine Verhaltensstörungen entwickeln, wie aggressives Verhalten untereinander oder körperlich krank werden. Die Folge: die Tiere würden früher sterben als im Ozean, so Tanja Breuning.
Meeresbiologen sehen weitestgehend kein Problem
Christian Schreiner, der Sprecher des Duisburger Zoos, hält dagegen: „Das Aquarium ist sehr modern angelegt.“ Mehr als 80 der weltweit renommiertesten Wissenschaftler und Forschungen würden bestätigen: Große Tümmler leben in modernen Delfinarien länger, sind gesünder und weniger gestresst als ihre Artgenossen in der Natur. Denn im Zoo könnten die Delfine beispielsweise vor schädlichen Schadstoffen bewahrt werden, denen sie in der Natur schutzlos ausgeliefert wären. Bei einem Experiment wurde auch der Sozialverband der Delfine geprüft und erwiesen: Im Vergleich mit Delfingruppen in der Wildbahn verhalten sich die Tiere völlig normal und gesund. Ihr Training sei ebenso auf ihre Bedürfnisse abgestimmt, so dass es den Delfinen nicht nur Spaß macht, sondern sie auch physisch und psychisch fit und gesund halten soll. „Ob die Tiere am Training teil nehmen, sei ihnen dabei völlig frei gestellt“, so Schreiner.
Auslaufmodell Delfinarium?
Während das Delfinarium in Duisburg positiv in die Zukunft blickt und mit frischem Nachwuchs neues Leben in das Becken bringt, sieht PETA schwarz für Zoos mit großen Aquarien: „Viele Menschen wissen, dass Delfine in den Ozean gehören und nicht in ein Betongefängnis und unterstützen Delfinarien nicht mehr. Sie würden nicht mehr lange so weitermachen können unweigerlich aussterben.“ Sie fordern, die Delfinarien zu schließen und die Delfine in betreute Meeresgehege zu überführen. Erfahrene Delfintrainer sollen dabei prüfen, ob und welche Tiere für eine eventuelle Rückkehr in die Freiheit trainiert werden müssten. Denn Tanja Breuning wünscht sich nur eins: „dass die letzten Delfine in deutschen Zoos noch einmal im Meer schwimmen dürfen und nicht im Betonbecken sterben müssen.“ Ob das in naher Zukunft oder überhaupt möglich sein wird, bleibt abzuwarten.
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