• Katharina Schulte-Batenbrock ist Hebamme, selbstständig und Mutter von zwei Kindern
  • Neben der Verwirklichung ihres Traumberufs widmet sie sich täglich ihren Kindern, Hobbys und anderen Herausforderungen
  • Einblicke in den Multitasking-Alltag einer Hebamme

„Während meiner ersten Schwangerschaft habe ich im siebten Monat, das Baby einer Freundin zur Welt gebracht“, kein Problem für Katharina Schulte-Batenbrock. Die 32-jährige Gladbeckerin ist Hebamme, selbstständig und Mutter von zwei Kindern. Beruf, Familie und Hobby – für sie kein Widerspruch, sondern eine Herausforderung, ihr Bestes zu geben. Jeden Tag.

Täglich grüßt eine Frau

Ein Morgen wie jeder andere: Julius, der vierjährige Sohn rennt durchs Haus. Klara, ihre sechsjährige Tochter, sitzt in ihrem Rollstuhl am Frühstückstisch und isst einen Hirsebrei mit Obst. Daneben liegt ein angebissenes Brot mit Käse. Julius schnappt es sich vom Tisch, nimmt noch einen Bissen und schlüpft in seine Turnschuhe: Auf geht’s zum Kindergarten.

Katharina greift schnell noch nach ihrer Arbeitstasche und lädt den Rollstuhl ihrer Tochter in den Kofferraum. Sie ist spät dran. Julius schnallt sich und seine Schwester, an während Katharina ihr Diensthandy einschaltet: „Ping“. Es ist eine ihrer „Frauen“: die Mutter eines fünf Tage alten Babys, die sie schon für die Nachsorge erwartet. Katharina drückt das Gaspedal.

Schere, Akten, Desinfektionsmittel und noch vieles mehr hat Hebamme Katharina in ihrer Arbeitstasche. Foto: Josephine Baumgart

Tatütata, Tatütata – während der Autofahrt imitiert Julius in Endlosschleife die Sirene der Feuerwehr nach. Katharina hat Kopfschmerzen. In der Nacht saß sie bis zwei Uhr an Abrechnungen und war mit den Geburtstagsvorbereitungen für ihren Sohn beschäftigt. „Mama, werde ich morgen so alt?“, fragt Julius und schaut schielend auf seine vier ausgestreckten Finger.

Auf dem Kindergartenparkplatz angekommen, ärgert sie sich: wieder kein Parkplatz. In Stresssituationen wie diesen, ein Albtraum. Während Katharina den Rollstuhl auspackt, begrüßt Julius zwei Bauarbeiter mit ausgestreckter Zunge. „Ich hab morgen Geburtstag“, sagt er stolz und verrät, dass seine Schwester ihm aus diesem Anlass eine Krone basteln wird. Dann werden die Schuhe ausgezogen und durch Pantoffeln getauscht. Für Smalltalk mit den Kindergärtnerinnen ist keine Zeit, ihre Frauen warten.

Das Mädchen für alles

Ansprechpartnerin, Unterstützerin, Aufklärerin: Als Hebamme begleitet Katharina Frauen aus Gladbeck während der Schwangerschaft, der Geburt und dem Wochenbett. In dieser Zeit kann ein enges, manchmal schon freundschaftliches Verhältnis zwischen Schwangeren und Hebamme entstehen. Katharina ist es wichtig, dass jede ihrer Frauen von dem Gefühl geprägt ist, während Schwangerschaft, Geburt und der Zeit danach sicher und gut betreut zu werden.

Manchmal sind die Vor- und Nachsorge Besuche einfach nur Gespräche. Das Sichergehen, ob sich Mutter und Kind wochenentsprechend entwickeln. Bei dieser Nachsorge untersucht sie ein fünf Tage altes Mädchen, in dem sie die Herztöne abhört, die Verheilung des Nabels checkt und sie in einer Hängewaage wiegt. Ein lustiger Anblick, da nur die kleinen Füßchen des Babys herausragen und der Rest vollkommen im Tuch verschwindet.

Bei der Mutter überprüft sie, ob die Gebärmutter sich zurückbildet, die Geburtsverletzungen abheilen. Auf dem Sofa im Wohnzimmer liegend, werden der frisch gebackenen Mutter Fäden gezogen. Im Hintergrund läuft im Radio „Sweet About Me“ von Gabriella Cilmi. Während Katharina langsam Faden für Faden zieht, summt sie leise den Refrain mit: „nothing sweet about me, yeah“. Bei Mutter und Kind ist alles tipptopp.

Früh übt sich

Katharina kann sich daran erinnern, bereits mit fünf Jahren in die Freundebücher ihrer Freunde „Traumberuf: Hebamme“ reingeschrieben zu haben. Durch ihre Mutter, die seit 34 Jahren Stillberaterin ist, konnte sie in den Beruf reinschnuppern. Sie besuchte Krankenhäuser, lauschte den Beratungen ihrer Mutter und durfte sogar das ein oder andere Mal einen Blick in den Kreißsaal werfen.

Ihre Ausbildung machte sie mit 19 Jahren an der Hebammenschule in Paderborn. Drei Jahre später dann der Ausbildungsabschluss mit dem Examen als staatlich anerkannte Hebamme. Danach ging es zurück in die Heimatstadt, wo sie zusammen mit einer Freundin die „Hebammenpraxis Gladbeck“ eröffnete. Dort bietet sie seit 2013 Vorsorge, Nachsorge, Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden, Geburtsvorbereitung, Akupunktur und diverse Kurse an. Nebenbei ist sie seit 2009 im Marienhospital Gelsenkirchen tätig.

2013 kam Katharina und ihrer Freundin die Idee mit der Hebammenpraxis Gladbeck. Hier ist sie im Büro der Praxis. Foto: Josephine Baumgart
Eingang der Praxis. Foto: Josephine Baumgart

Hobby und Familie = Dauer-Power

Neben ihrem Beruf, brennt sie auch für ihr Hobby: das Reiten. Vier Mal die Woche reitet sie ihr Pony und ihr Pferd. Einmal die Woche selbst und dreimal die Woche als Therapie für ihre Tochter Klara, die von Geburt an eine Behinderung hat. Julius wünscht sich zum Geburtstag eine Reithose, wie seine Schwester. Für den Gaumen soll es einen Käsekuchen und seine Lieblingserdbeerkokostorte geben. Dafür wird Katharina wohl wieder eine Nachtschicht einlegen müssen.

Für Hebamme Katharina ist kein Tag wie der andere. Mal beantwortet sie abends um 23 Uhr besorgte SMS über Baby-Stuhlgang, mal begleitet sie morgens um vier Uhr eine spontane Geburt einer Freundin. Die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Hobby ist für viele unvorstellbar, für Mutter und Powerfrau Katharina alltäglich.