Die Tage werden wieder kürzer, die Kleidung dicker und die Blätter der Bäume farbiger. Der Herbst ist aber nicht nur die schöne, goldene Jahreszeit – für viele läutet er auch den Beginn einer fiesen Erkältungswelle ein. Doch wie können wir uns vor ihr schützen und welche Hausmittel helfen wirklich dabei?

von Jule Karthaus

Sobald sich das erste Kratzen im Hals oder die langsam verstopfte Nase bemerkbar macht, denkt man oft zurück an Omas kleine Hausmittelchen. Ein heißer Schnaps und die Halsschmerzen sind so gut wie weg oder ein Zwiebelsäckchen aufs Ohr hilft immer gegen lästige Ohrenschmerzen. Schon länger geht der Trend weg von synthetischen Medikamenten, hin zu der Naturheilkunde. Doch warum ein Ingwer-Zitronen-Tee jeden Morgen nicht den Körper fit hält, erklärt Dr. Tanja Arsic. Sie ist Allgemeinmedizinerin und leitet ihre eigene Praxis im Ennepe-Ruhr-Kreis, daher hat sie tagtäglich mit Erkältungspatienten zu tun. „Es gibt kein ultimatives Hausmittel, das allein das Immunsystem stärkt.“ Vielmehr ist es eine ausgewogene Ernährung, die den Körper gesund hält. „Die Abdeckung aller Nährstoffe ist wichtig.“ 

Sind also all diese Tipps und Tricks, die unteranderem in sämtlichen Internet-Foren oder Zeitungen zu finden sind, falsch? „Nein, genügend Obst und Gemüse zu essen oder viel warmen Tee zu trinken tut dem Körper natürlich gut.“, sagt Dr. Arsic. Dennoch schützt es uns allein nicht vor einer Erkältung oder gar der Grippe. So gänzlich sinnfrei sind manche von Omas Tipps allerdings nicht. Zum Beispiel können Quarkwickel oder Zwiebelsäckchen wissenschaftlich nachgewiesen die Beschwerden durch ihre natürlichen Inhaltsstoffe oder Dämpfe lindern. Wer dagegen bei Halsschmerzen auf ein warmes Bier oder Schnaps setzt, wird keine schnelle Heilung erzielen. „Alkohol ist keineswegs förderlich bei einer Erkältung, denn durch ihn wird das Immunsystem nur noch mehr geschwächt.“, so Dr. Arsic.

Besser vorsorgen stattbehandeln

Grundsätzlich können wir alle für unseren Körper essenziellen Vitamine und Mineralien aus der Nahrung aufnehmen. Doch die Masse an nährstoffreicher Nahrung, die gegessen werden müsste, um den Nährstoffhaushalt so aufzufüllen, dass der Körper vollkommen versorgt ist, ist oft unrealistisch für den Durchschnittsmenschen. „Hier können Supplements hilfreich sein“, so Dr. Arsic, „Aber diese sind auch kein Allheimmittel und Vitamine aus der Kapsel sind nicht dasselbe, wie aus der Nahrung.“ Außerdem sollte dies vorerst mit dem Hausarzt abgesprochen werden, ob es überhaupt von Nöten ist.Wer sich bestmöglich vor einer Erkältung schützen will, der kommt nicht drumherum auf seinen Körper zu hören. „Abgesehen von den ganzen Nährstoffen, ist genügend Schlaf mindestens genauso unabdingbar für die Gesundheit.“, sagt Dr. Tanja Arsic. Auch Stressvermeidung ist für intaktes Immunsystem von großer Wichtigkeit. „Jeder Körper ist sehr individuell. Aber wenn er uns Zeichen gibt einen Gang herunterzufahren, sollten wir schon auf ihn hören.“ Falls es einen dann doch mal erwischt, sollte man die herkömmlichen Medikamente aber nicht gleich verteufeln. „Ohne die, wären wir als Menschheit nicht da, wo wir heute sind. Bevor man sich also wochenlang mit einer Grippe herumplagt, sollte vielleicht doch wieder zu den klassischen Medikamenten gegriffen werden.“