Dubiose Verkäufer locken ihre Kunden mit geklauten Babytierfotos – obwohl diese unter miserablen Verhältnissen gehalten werden.
„Das Problem am Onlinehandel sind die unseriösen Verkäufer“, sagt die Expertin Birgitt Thiesmann der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN. Zwischen Januar und März 2021 wurden über 36 000 Hundeüber Onlinemärkte wie eBay Kleinanzeigen zum Verkauf gestellt. Das geht aus einer Studie der Organisation hervor. „Diese locken die unwissentlichen Käufer mit süßen Bildern und Texten, die sie häufig von anderen Anbietern geklaut haben.“ Die Tiere sind oft nicht geimpft, gechipt, kastriert und zu früh vom Muttertier getrennt worden. Das könne unteranderem zu erheblichen sozialen Schäden führen, sagt Thiesmann: „Die Tiere lernen nicht, wie sie richtig mit anderen interagieren sollen und entwickeln Ängste. Das kann zu Verhaltensstörungen, wie zum Beispiel Beißanfällen führen.“
„Ich habe mich schockverliebt“
Nicht nur bei Hundewelpen ist die Zahl der dubiosen Verkäufer auf dem Onlinemarkt groß. Steffen Kutsch hat 2021 spontan über eBay Kleinanzeigen zwei Babykatzengekauft. Die Verkäufer wollten die Babys ihrer unkastrierten Draußenkatze loswerden. Heute sagt Kutsch: „Ich wusste zwar, dass die Verkäufer unseriös sind, aber ich habe mich schockverliebt.“ Dass die Katzen vor dem Verkauf noch nicht beim Tierarzt gewesen sind, sei ihm später auf die Füße gefallen: „Sie haben Flöhe bekommen und einer von beiden Katzenschnupfen. Ich hatte wegen den Krankheiten über 1000 Euro Tierarztkosten.“ Er habe blauäugig gehandelt, sagt er.
Tierheime haben kaum noch Kapazität
Nicht alle neuen Haustierbesitzer informieren sich vorher richtig über ihr Tier. „Bei uns landen oft Tiere, die unüberlegt angeschafft worden sind.
Ein großes Problem dabei ist der Onlinehandel“, sagt Marina Hinz vom Tierheim Dorsten. Es müsse eine politische Reglementierung dafür her. Im Koalitionsvertrag der neuen Ampel-Regierung ist für den Tierschutz von Heimtieren festgelegt: „Wir führen für
den Onlinehandel mit Heimtieren eine verpflichtende Identitätsüberprüfung ein.“
Birgitt Thiesmann hält das für einen Anfang: „Es muss zum Wohle der Tiere eine bundesweite Chip- und Registrierungspflicht geben – auch, um auf dem Gebiet nicht mehr das Schlusslicht der EU zu sein.“
Von Annika Wilk
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