Ein 29-jähriger Bochumer hat bis zum letzten Jahr regelmäßig mit Freunden containert. Eine kaputte Hose und blutige Hände gehörten dazu. Das Ziel war es, Geld zu sparen.

Von Joyce Noll

Containern ist ein kontroverses Thema. Dabei werden noch genießbare Lebensmittel aus den Abfallcontainern von Supermärkten, illegal herausgenommen von Privatpersonen. Von den einen als moralische Heldentat gefeiert, verurteilt der deutsche Rechtsstaat Containern als kriminell. Aus diesem Grund möchte der 29-jährige Bochumer anonym bleiben. ,,Angefangen zu Containern, habe ich während meiner Ausbildung im Jahr 2017, aus monetären Gründen. “Zu dieser Zeit habe er wenig Geld gehabt, aber auf großem Fuß gelebt. Beim Essen habe er durch das Containern von Lebensmitteln Geld gespart.

Containern aus Moral

,,Ich verstehe, aber auch all diejenigen, die aus moralischen Gründen containern, um ein politisches Statement zu setzen gegen die Lebensmittelverschwendung,‘‘ sagt er. Millionen Tonnen an Lebensmitteln landen in Deutschland in Abfallcontainern jedes Jahr. Oft sind noch genießbare Lebensmittel dabei, die nicht gut aussehen oder dessen Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Diese Lebensmittel sind das Ziel beim Containern. Der 29-jährige Bochumer erzählt, dass es im Sommer schwieriger sei, zu Containern. Die Lebensmittel würden durch die Hitze schneller verderben als im Winter. Diese Tatsache führen Container-Gegner wie zum Beispiel, Supermarktbetreiber als Contra Argument an. Sie sagen, es sei gesundheitsgefährdend, da sich in den Containern Keime bilden können.

Lebensmittel für die Tafel statt für die Tonne

Es gibt auch einige Supermärkte, die regelmäßig übrige Lebensmittel, an die Tafel geben. Einer dieser Supermärkte ist die Aldi-Filiale in Gelsenkirchen-Buer. Der Filialleiter Elmin Kovacevic berichtet: ,,Bei uns gibt es keine Probleme mit dem Containern, weil wir keine Lebensmittel wegschmeißen. Wir geben Lebensmittel an die Tafel, die wir nicht mehr verkaufen.“ Dadurch entsteht kein Konflikt zwischen Supermarktbetreibern und Menschen, die containern.

Denn faktisch begehen Menschen, die containern, Hausfriedensbruch und Diebstahl. Der Gefahr sei sich der 29-jährige Bochumer immer bewusst gewesen. Er und seine Freunde seien trotzdem nie erwischt worden. Jedoch habe er sich eine Hose aufgerissen an einem Stacheldraht und seine Freunde hätten sich daran geschnitten.

Containern in Deutschland ist ein Kriminaldelikt

In Bayern hat die Polizei zwei Studentinnen vor zwei Jahren, beim Containern erwischt. Sie mussten vor Gericht. Dieses hat sie zu Sozialstunden verurteilt. Das hat zu vielfacher Kritik geführt. Während in anderen Ländern Menschen an Hunger durch Lebensmittelmangel sterben, werfen in Deutschland Menschen noch genießbare Lebensmittel weg. Deshalb steht es in Frankreich unter Strafe Lebensmittel, wegzuschmeißen. In der Schweiz ist es rechtlich erlaubt zu containern, insofern die Container nicht abgeschlossen sind.

Nach Aussage von Matthias Büscher Pressesprecher der Polizei Gelsenkirchen, sei in der Stadt kein Fall von Containern bekannt. Die Dunkelziffer ist nicht bekannt. Laut Koalitionsvertrag möchte die Ampelregierung ,,die Lebensmittelverschwendung branchenspezifisch reduzieren“. Das würde bedeuten, dass es keinen Anlass mehr dafür gäbe zu Containern, um noch genießbare Lebensmittel zu retten. Ob dies passiert, kann nur die Zukunft zeigen.