Fleisch essen ist Tradition- besonders jetzt zum Weihnachtsfest gehört der Braten oder die Weihnachtsgans für viele Menschen dazu. Und obwohl vegetarische und vegane Alternativen im Trend liegen, möchten viele nicht auf ihr Fleisch verzichten. Tagger.de hat recherchiert, wie Fleischverzehr ohne Haltung und die damit verbundenen negativen Auswirkungen möglich ist.
Von Maximiliana Abrahamyan
Was ist In-vitro–Fleisch?
In-vitro-Fleisch, auch Laborfleisch genannt, bezeichnet tierische Zellen, die im Labor gezüchtet werden, um Fleisch ohne Haltung zu produzieren. Einem Tier, beispielsweise einem Rind, werden per Biopsie Stammzellen entnommen und dann in einer Nährlösung gezüchtet. Sie reifen einige Wochen oder Monate in Brutkästen heran und können wie gewöhnliches Fleisch verarbeitet werden. Bislang funktioniert das gut für ‚Hackfleisch‘, also lose Fleischzellen. Ganze Teile, beispielsweise Steaks können mithilfe spezieller 3D-Drucker hergestellt werden. Noch aber ist die Herstellung sehr aufwendig und teuer.
Schmeckt man den Unterschied?
Entscheidend für den Geschmack ist das Verhältnis von Muskel und Fett. Wenn diese Mischung stimmt, können Geschmack und Textur von herkömmlichem Fleisch nachgeahmt werden. Der Ausgangspunkt ist, trotz allem, echtes Fleisch.
Warum gibt es Laborfleisch?
Laborfleisch soll eine umweltfreundliche und ethische Alternative zu konventionellem Fleisch aus Massentierhaltung sein. Weltweit steigt die Nachfrage nach Fleisch stetig, doch die Produktion nutzt in ihrer jetzigen Form zu viel Nutzfläche, Wasser und Getreide und verursacht enorme Emissionen. Auch was Tierleid angeht, soll Laborfleisch Abhilfe schaffen: Theoretisch würden keine Tiere geschlachtet und nur wenige müssten gehalten werden, um als ‚Stammzellenspender‘ zu fungieren.
Wie ist die aktuelle Entwicklung?
2013 wurde der erste Burger aus kultiviertem Fleisch von einem Forscherteam der Universität Maastricht präsentiert. Damals kostete die Produktion noch um die 250.000 Dollar. Heute gibt es weltweit circa 80 Start-Up-Unternehmen, die an Laborfleisch, -fisch und -kaviar arbeiten. Neue Verfahren lassen einen Endpreis von circa 10 bis 11 Dollar pro Burger vermuten. In ausgewählten Restaurants in Singapur und Israel stehen Gerichte aus kultiviertem Fleisch bereits auf der Speisekarte.
Welche Nachteile hat Laborfleisch?
Ein Bestandteil für das Nährmedium ist fetales Kälberserum. Es wird aus den Herzen von Rinderföten gewonnen, wobei Muttertier und Kind geschlachtet werden müssen. Das widerspricht dem Grundsatz von ‚tierfreundlichem‘ Fleisch. Forscher und Forscherinnen arbeiten an Alternativen aus Pilzen und Algen. Die Brutkästen benötigen außerdem sehr viel Strom, um die Zellen Tag und Nacht bei konstanten Temperaturen zu halten.
Wann sind In–vitro–Fleischproduktebei uns im Supermarkt zufinden?
Noch sind Laborfleischprodukte nicht marktfähig. Bis zur industriellen Produktion kann es nach Angaben einiger Unternehmen noch drei bis fünf Jahre dauern. In den USA läuft das Zulassungsverfahren für In-vitro-Fleisch, in Europa wurde bislang noch kein Antrag gestellt.
Bis wir einen Braten auf dem Teller haben, der nie geschlachtet werden musste, braucht es wohl noch einige Zeit.
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