Laut Angaben der Tagesschau wurden seit Beginn der Coronapandemie in Deutschland 600.000 mehr Welpen adoptiert als noch im Jahre 2019. Grund dafür ist oft fehlender Außenkontakt und die Bestrebung nach Zuneigung. Wegen mangelnder Zeit werden die Tiere nun wieder abgegeben.

Von Marvin Haas

Viele Hundeabgaben durch Corona

Jeannette Gudd ist Leiterin des Albert-Schweitzer-Tierheims in Essen. Hier werden rund 50 Hunde aller Altersklassen von 46 Pflegerinnen und Pflegern sowie einer Tierärztin gepflegt. Der Tierheimleiterin sind die vielen Abgaben der Hunde nach der Pandemie ein Dorn im Auge: „Es ist auffällig, dass alle ein- bis zweijährige Rüden abgeben.“ Zudem sei die Zahl der generellen Abgaben deutlich gestiegen. Verhindert werden könnte das durch ein besseres Vorgespräch. Dem Tierheim Essen ist bei der Adoption der Hunde das persönliche Gespräch mit den möglichen Besitzern besonders wichtig: „Bei uns erfolgt ein Beratungsgespräch und ein Treffen außerhalb des Zwingers.“ Generell fordert sie strengere Kontrollen und mehr Auflagen bei der Adoption durch die Regierung und Verbände.

Jeanette Gudd – Leiterin des Albert-Schweitzer-Tierheims Essen (Foto: Marvin Haas)

Hundeverkauf bei Zoo Zajac

Diese Forderung sieht die Zoohandlung Zoo Zajac aus Duisburg naturgemäß anders. Hier werden die jungen Hunde (ab 9 bis 10 Wochen) nicht als Welpen bezeichnet. Laut Zoo Zajac sei diese Bezeichnung nur eine Verniedlichung. Vielmehr fokussiere sich die Tierhandlung auf den Verkauf von Hunden: „Wir vermitteln die Tiere nicht, sondern wir sind ein Handelsunternehmen und verkaufen die Tiere“, so ein Sprecher. Beim Verkauf erfolgen „mindestens zwei Beratungstermine“ und ein Treffen mit dem Welpen. Spontankäufe seien demnach ausgeschlossen.

Auch die Zoohandlung legt Wert auf das Wohl der Tiere. Zoo Zajac gewährt den Hunden je nach „Alter und Anspruch“, also Rasseeigenschaften, genügend Spiel- und Auslaufzeiten. Die Versorgung erfolgt über drei festangestellte Tierärzte in einer gepflegten Anlage, erklärt das Unternehmen. Ursprünglich stammen die Welpen von Züchtern, welche von Tierärzten und Pflegern überprüft werden.

„Ich bin ein Freund davon, dass Rassen erhalten werden“

Sarah Bender von der Tierschutzorganisation proTier empfindet die vielen und leichtsinnigen Abgaben als massives Problem. Sie vermittelt mit Ihren Kollegen Tiere von Sardinien, welche dort ohne Unterstützung von proTier sterben würden. „Menschen wird es zu leicht gemacht, ein Tier zu adoptieren.“ Ihrer Meinung nach sind viele Besitzer auf einen jungen Hund nicht ausreichend vorbereitet.

Die Expertin im Bereich Tiervermittlung sieht die Situation der Tierheime und Zoohandlungen ähnlich wie Jeannette Gudd. Ihrer Meinung nach sollten „die Auflagen strenger kontrolliert werden.“ Verpflichtende Eignungstests können etwa dabei helfen, ein besseres Gespür für die Hundehaltung zu entwickeln. Ablehnung gegen Züchter empfindet sie aber nicht. Es sei wichtig, Rassen zu erhalten.

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