Der Muezzin-Ruf ertönt mittlerweile seit mehr als 20 Jahren in den Dortmunder Moscheen. Viel lauter als ein Gespräch darf der Ruf allerdings nicht sein. Tagger.de hat recherchiert, woran das liegt.

Von Paul Niehues und Chimène Goudjinou

Issam Bachiri gehört zum Vorstand der Abu-bakr Moschee und verrichtet auch sein Gebet dort. Rund 200 bis 300 Menschen kommen zum Freitagsgebet in die Abu-bakr Moschee in Dortmund, um zu beten. Hier erklingt der Gebetsruf fünf Mal am Tag innerhalb der Moschee und ist für Anwohner nicht hörbar. Freitags ist der Gebetsruf einmal zur Mittagszeit außerhalb der Moschee im anliegenden Wohnviertel zu hören. Bachiri wünscht sich, dass der Gebetsruf lauter ertönt.

Der Gebetsruf erinnert Gläubige an das Gebet und lädt sie dazu ein, in die Moschee zu kommen und zu beten. Jeder Gebetsruf klingt anders: gute Gebetsrufer rufen morgens mit einer anderen Melodie als am Nachmittag. Sie schaffen es, den Gebetsruf verschieden klingen zu lassen. So wissen Gläubige, welches Gebet ansteht.

Probleme mit den Nachbarn

Seit 2002 ist die Abu-bakr Moschee in der Carl-Holtschneider-Straße, der Dortmunder Innenstadt-Nord. Anfangs, wenn der Muezzin zum Gebet aufrief, hätten die Nachbarn die Musik extra lauter gemacht, um den Gebetsruf zu überdecken, erzählt Bachiri. Daraufhin hätte die Gemeinde die Nachbarschaft in die Moschee zum Essen eingeladen. „Wir wollten den Leuten ihre Ängste und Vorbehalte nehmen. Um weitere Konflikte zu umgehen, haben wir den Ruf dann leiser gemacht“, erklärt Bachiri.

„Ich habe den Gebetsruf bis jetzt nicht mitbekommen“, sagt Anwohner Detlef. Das läge daran, dass er nachhause kommt, wenn das Freitagsgebet schon längst beendet ist. Die Einladungen der Moschee hätte er auch nie wahrnehmen können, da er tagsüber arbeite. „Da ich also sowieso immer arbeiten bin, stört es mich derzeit nicht. Wenn ich aber Urlaub habe und dementsprechend zuhause bin, würde mich das schon stören“, erklärt er. Christian Schön, Sprecher der Stadt Dortmund, sagt dazu: „An manchen Moschee Standorten wird vielleicht das dreimal tägliche Ausrufen von der Nachbarschaft unterstützt, während an anderen Standorten nur das einmal tägliche Rufen zur Mittagszeit kompromissfähig ist.“ Der „richtige“ Umgang mit dem Muezzin-Ruf sei nur durch Dialog, gegenseitige Toleranz und Kompromissbereitschaft gefunden, erklärt der Pressereferent.

Ahmad Aweimer, Sprecher des Rates der muslimischen Gemeinden. (Foto: Chimene Goudjinou)

Dialog, Toleranz und Kompromissbereitschaft

Das Landesimmissionsschutzgesetz für NRW würde regeln, dass es nicht zu einer erheblichen Belästigung unbeteiligter Personen kommen dürfe. Laut Schön wäre damit auch dem Muezzinruf Schranken gesetzt, denn diese könnten beispielsweise erreicht werden, wenn die Nachtruhe anderer Menschen durch den Gebetsruf gestört wird oder die Lautstärke zu hoch ist.

Sebastian Klement-Aschendorff, Sprecher des Landesumweltamts NRW, sagt zur zulässigen 60 Dezibel Lautstärke des Muezzin-Rufs: „Die zulässige Lautstärke ist ortsabhängig und im Zusammenhang mit den sozialen-Normen zu beurteilen. Da kommt es dann auf den Dialog zwischen Moscheen und Bewohnern an.“ In Einzelfällen könne sich daher ein Wert von 60 dB ergeben, der allerdings nicht verallgemeinert werden könne. 

Ahmad Aweimer, Sprecher des Rates der muslimischen Gemeinden in Dortmund sagt: „Der Rat der muslimischen Gemeinden nimmt die Nachbarn immer mit ins Boot. Wir sind auch nicht daran interessiert die Menschen in unserer Nachbarschaft in ihrem alltäglichen Leben zu stören.“ Tagger.de hat mit ihm gesprochen- was er über den Muezzin-Ruf sagt.

Was bedeutet der Muezzin-Ruf eigentlich?

Mittlerweile erklingt der Muezzin-Ruf in immer mehr Moscheen in Deutschland. Viele Menschen wissen aber gar nicht was der Muezzin-Ruf für Gläubige Menschen bedeutet. Tagger.de hat mit Ahmad Aweimer, Sprecher des Rates der muslimischen Gemeinden in Dortmund gesprochen.