Schlank, aber kurvig. Sportlich, aber nicht zu muskulös – der perfekte Frauenkörper, zumindest nach der Vorstellung vieler Männer. Für die Frauen eine echte Quadratur des Kreises. Doch zumindest im Kraftsport zeichnet sich ein Wandel dieses althergebrachten Bildes ab. Auch Desiree Nolde, Leiterin eines Fitnessstudios, beobachtet diesen Trend.
Von Nasthasia Bornstädt und Schirin Kheldoun
Dass Frauen möglichst nur Bauch, Beine, Po und Ausdauer trainieren sollten, ist längst überholt. Immerhin bietet Krafttraining eine Menge Vorteile, die weit über die Ästhetik hinausgehen – für Frauen genauso wie für Männer. Frauen gelten als anatomisch schwächer und weniger belastbar beispielsweise durch den weiblichen Zyklus. Männer hingegen bilden mehr Testosteron. Ein Powerhormon. Weshalb Frauen nachgestellt wird, von Natur aus nicht für den Kraftsport gemacht zu sein. Leider treiben soziale Medien diese Gerüchte häufig noch an, weshalb viele Frauen den Freihantelbereich nach wie vor meiden oder sich in einen abgetrennten Ladys-Bereich verkriechen.
Ein heikles Thema
Dennoch ist es in den vergangen Jahren der wachsende Frauenanteil sichtbar zu erkennen gewesen. Laut einer Statista-Studie waren Mitte 2022 31,6 Prozent Männer und 26 Prozent Frauen in einem Fitnessstudio angemeldet. Nicht zuletzt auch durch zahlreiche Social Media-Hypes und neue Lebensstandards. Eine neue unkonkretere Vorstellung einer Frau, ihrer Weiblichkeit und ihres Körpers. Desiree Nolde ist Fitnessökonomin und Clubmanagerin eines Fitnessstudios in Gelsenkirchen. Die 25-jährige ist seit circa acht Jahren in der Branche und beobachtet den positiven Trend. Genaue Zahlen gäbe es leider nicht. Die geschätzte Wahrnehmung des Frauenanteils in dem Fitnessstudio liegt allerdings bei 30 Prozent. Wer sich als Frau zu Stoßzeiten in den Freihantelbereich wagt, findet jedoch zunehmend mehr gleichgeschlechtliche um sich. Gerade mehr und mehr junge Frauen.
Kraftsport ist nicht gleich Männersport
Sei es im Kraftsport oder im Fußball, überall sei es mittlerweile emanzipierter. Grund dafür seien nicht nur veraltete Rollenbilder, so Desiree, die mehr und mehr abgelegt werden, sondern auch die wachsende Tendenz zu einem selbstbestimmteren Ich. Also selbstbewusster damit umzugehen in Bereichen, wo Frauen als Minderheit repräsentiert sind. Die männlichen Mitglieder des Fitnessstudios teilen diese Auffassung.
„Also, vor 20 Jahren hätte ich gesagt, Kraftsport sei Männersache, aber mittlerweile finde ich, dass das für beide Geschlechter gut hinkommt“, sagt Sascha Rohmann. Auch Tim Eimertenbrink erklärt: „Ursprünglich, im Sinne des Konservativen, gilt Kraftsport als Männersport. Genauso wie es früher die ganzen Rollenbilder gab von der Hausfrau und dem starken Mann. Aber ich denke, in unserem derzeitigen Jahrzehnt sollte es für Frauen auch ganz normal sein, von der Männerwelt im Kraftsport akzeptiert zu werden.“
Künftige Frauendomäne
Durch das Sehen und Gesehenwerden in Studios kann bei Frauen schnell das Gefühl entstehen, angestarrt zu werden, wenn man keine Erfahrung hat. Um dies zu vermeiden, empfiehlt Desiree, sich eine Komfort-Zone zu schaffen: „Dafür brauchst du Unterstützung. Zum Beispiel andere Mitglieder und ihre Erfahrungen, damit du ihre Sicherheit hast.“
Auch für die Zukunft hat sie eine klare Mission: Den Fitnessstandard aufrecht zu erhalten und das nicht nur aus ästhetischen Gründen. Sondern auch präventiv und vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Dafür sei es wichtig, mehr Informationen an die Menschen zu bringen und so mehr Aufklärung zu schaffen und so künftig mehr Frauen zu ermutigen. Bislang hat Desiree Nolte nur positive Erfahrungen gemacht, was das Ansehen von Frauen angeht: „Es geht nicht mehr darum ´ey, du siehst geil aus´ sondern ´ey, geile Leistung, cool, dass du das machst´“. Das finde ich so schön am Kraftsport, weil du merkst, du machst es füreinander und nicht gegeneinander“. Es bleibt abzuwarten, wie sich das allgemeine Rollenverständnis über die nächsten Jahre weiterentwickelt.
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