Deutschland bereitet sich auf eine historische Entscheidung vor: Die Legalisierung von Cannabis. Die Legalisierung steht bereits länger auf der Agenda der Bundesregierung. Jetzt hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dem Kabinett erste Eckpunkte vorgelegt, wie diese aussehen könnten.

Von Alexander Fichtner

Demnach sollen künftig Kauf und Besitz von 20 bis 30 Gramm Cannabis ab einem Alter von 18 Jahren grundsätzlich straffrei sein. Auch der Eigenanbau von bis zu drei Cannabis-Pflanzen soll erlaubt werden. Doch noch immer sorgt die Debatte um die Legalisierung für Zündstoff, in der die Meinungen stark auseinander driften.

FeierabendJoint zum Abschalten

Eine Cannabisraucherin ist Clara, sie möchte nicht mit echten Namen genannt werden aus Angst vor Strafverfolgung. Sie konsumiert regelmäßig Cannabis zum Rauschzweck. Für sie ist es eine völlig normale Angelegenheit. „Es entspannt und hilft mir, im Alltag abzuschalten“, sagt Clara. Sie erzählt weiter, für viele ist es das Feierabendbier und sie schaltet nach der Arbeit mit einem Joint ab. Sie glaubt, dass die Legalisierung einen großen Beitrag zur Entkriminalisierung und Normalisierung von Cannabis leisten wird.

Cannabis Knolle von Clara von ihrem letzten Einkauf in den Niederlanden. Foto: Alexander Fichtner

Auf der anderen Seite steht Eva Driva Visagistin, aus Gladbeck. Sie ist Kritikerin der Legalisierung weil sie Freunde an die Droge verloren hat. Sie argumentiert, dass Cannabis eine Einstiegsdroge ist. Driva glaubt, dass die Legalisierung nur dazu führen wird, dass mehr Menschen anfangen, Drogen zu nehmen, und dass die Gesellschaft dadurch gefährdet wird. Sie sagt: „Ich selber kenne Leute, die durchs Kiffen zu härteren Drogen gegriffen haben und dran kaputt gegangen sind“.

2,2 Millionen Konsumenten

Cannabis ist in Deutschland bereits für medizinische Zwecke legal, aber der Freizeitkonsum bleibt illegal. Trotzdem schätzen Experten, dass rund 2,2 Millionen Menschen im Land regelmäßig Cannabis konsumieren. Die Dunkelziffer dürfte allerdings weit höher ausfallen.

Eine Expertin auf dem Gebiet ist Apothekerin Melanie Ullrich aus Dorsten. Sie sagt, dass es wichtig ist, die Risiken von Cannabis sorgfältig zu bewerten, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Ullrich betont, dass es bedeutsam ist, sicherzustellen, dass Cannabis in einer regulierten und kontrollierten Form verkauft wird. Damit dann sicher gestellt wird, dass die Verbraucher wissen, was sie konsumieren.

Eine Studie des Europäischen Monitoring-Zentrums für Drogen und Drogensucht zeigt, dass in Ländern mit legalem Cannabis ein Anstieg des Konsums bei Jugendlichen beobachtet wurde. Dies ist wichtig bei der Überlegung zur Legalisierung von Cannabis in Deutschland. Allerdings gab es daneben einen Rückgang von Gewaltverbrechen, die mit dem Handel von illegalem Cannabis in Verbindung gebracht werden.

2,39 Milliarden Euro Steuereinnahmen

Die wirtschaftliche Auswirkungen sind auch zu berücksichtigen. Eine Legalisierung könnte dazu beitragen, den illegalen Handel zu unterbinden. Auch könnten neue Arbeitsplätze geschaffen werden etwa durch die Produktion oder den Vertrieb von Cannabis. Die Steuereinnahmen könnten ebenfalls gesteigert werden. 2,39 Milliarden Euro könnte der Staat zusätzlich durch eine Legalisierung einnehmen laut einer Studie des Deutschen Hanfverband aus Berlin. Insgesamt zeigt die Diskussion um die Legalisierung von Cannabis in Deutschland, dass es viele verschiedene Meinungen und Überlegungen gibt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Debatte entwickelt und wie die Legalisierung von Cannabis in Deutschland tatsächlich umgesetzt wird.