Petra Trompeter ist Revierförsterin in Neheim im Hochsauerland. Sie betreut seit 23 Jahren rund 2300 Hektar Wald. In den nächsten Monaten und Jahren steht Sie vor einer großen Herausforderung: Ihren Wald nachhaltig zu bewirtschaften und fit für die Zukunft zu machen. Trotz vieler Herausforderungen sieht die Försterin positiv in die Zukunft.
Von Florian Schlupp
Es ist acht Uhr Morgens. Petra Trompeter läuft mit schnellen Schritten die Treppe zu ihrem Büro im zweiten Stock des Arnsberger Forstamts herauf. Im Flur folgt ein kurzes „Hallo“ an ihre Kollegen, dann setzt Sie sich an Ihren Schreibtisch. Ihr etwas beengtes Büro wimmelt nur so vor Karten. An den Wänden, in Folianten gebunden im Aktenschrank oder auf ihrem Schreibtisch.
Forst-Karten Ihres Reviers und der Region sind ein täglicher Begleiter für Petra Trompeter. Die farbig markierten Flächen kennzeichnen Waldflächen.
Unterschiedliche Farben und Farbtöne zeigen Art und Alter der Bäume an. Durch kleine Dreiecke, Quadrate oder Rauten werden Mischwälder gekennzeichnet.
Bevor die Försterin in den Wald fährt, guckt Sie nach, ob die Feuerwehr sie kontaktiert hat. In der Nacht zuvor hat es stark gestürmt. „Besonders in sturmreichen Nächten kommen öfter Meldungen über sturzgefährdete oder morsche Bäume rein. Heute zum Glück nicht.“ Gerade bei durch die Borkenkäfer geschwächten Bäumen gibt es häufig Sturmschäden.
Als es aufhört zu regen und die Sonne langsam hinter den Wolken auftaucht, macht sich Petra Trompeter auf den Weg in den Wald. Mit ihrem dunkelgrünen Skoda fährt Sie jeden Tag ins Revier. Damit Sie im Wald besser zurechtkommt hat Sie ihr Auto höher legen lassen. „Ein richtiges Arbeitsgerät eben“, sagt sie lächelnd. Auch die
50-Jährige Försterin ist für Ihren Arbeitstag passend ausgestattet. Festes Schuhwerk, eine wetterfeste schwarze Hose und ein eine warme Fleecejacke. Der Weg in Ihr Revier dauert nur wenige Minuten. Auf der Fahrt in den Wald prasselt laut Regen auf das Autodach. Die Scheiben beschlagen während der Motor laut aufheult, als sie eine schlammige Bergkuppe hochfährt. Die Försterin schaltet die Lüftung auf volle Kraft. Im Auto riecht es nach warmer Heizungsluft.
Holz für die Welt
Heute muss Sie frisch geschlagene Eichen vermessen. Der Wind pfeift an den Ohren und zieht an der Kleidung. Es ist nasskalt. Bevor Sie mit dem Vermessen anfängt, holt sie Ihr Werkzeug aus dem Kofferraum.
Mithilfe einer Schieblehre, auch Kluppe genannt, misst die den Durchmesser des Baumstamms. Um die Länge des Stamms festzustellen, ritzt sie kleine Kreuze in einem Abstand von einem Meter in die Rinde. „Das jetzt vermessene Holz wird von hier in die ganze Welt verkauft.“
Neben der Holzvermessung muss sich Petra Trompeter auch um die Gesundheit von frisch angepflanzten Bäumen kümmern. Auf der kahl geschlagenen Hügelkuppe sind vor einigen Monaten kleine Setzlinge angepflanzt worden. „Um die Setzlinge vor Wildtieren zu schützen, haben meine Mitarbeiter und ich einen Zaun gebaut. Meine Aufgabe ist es, den Zaun abzuschreiten und zu gucken, ob der Zaun Löcher hat.“ Wenn ich ein Loch sehe, melde ich das einem meiner Mitarbeiter, der das Stück repariert.
„Der Borkenkäfer ist immer noch gefährlich„
Gegen Mittag ist es Zeit für die Mittagspause. Zum Essen gibt es geschmierte Brote. Petra Trompeter erzählt, dass sie eigentlich nie Förster werden wollte. Durch Zufall habe Sie das Studium in einem Ratgeber gefunden. „Nachdem ich mein Studium in Bayern anfing hat mich das Thema nicht mehr losgelassen.“ Weil Sie nach dem Studium keine Anstellung in Bayern finden konnte zog sie ins Sauerland.
Nach der Mittagspause geht es über eine bucklige Waldstraßen es in den südlichen Teil ihres Reviers. Während das Auto sich durch den Wald quält, offenbart sich das volle Ausmaß der Zerstörung durch den Borkenkäfer. Kaum ein Baum steht mehr an den Hängen und auf den Hügelkuppen. Ein bedrückendes Gefühl im stillen Wald, der normalerweise voller Leben ist. „“Ich bin nicht Försterin geworden, weil ich die Natur nicht mag. Der Kahlschlag tut mir weh.“ Am neuen Waldstück angekommen, fängt Sie an den Wald zu durchforsten. Bei der Durchforstung werden kranke Bäume identifiziert und gekennzeichnet. Neben kranken Bäumen wird auch danach geguckt, ob Bäume sich gegenseitig das Licht wegnehmen und beim Wachsen stören.
„Der Zustand des Waldes in der Region macht mich sehr betroffen“
Von 2018 bis 2022 mussten fast alle Fichten wegen des Borkenkäfers gefällt werden. „Es haben vielleicht fünf Prozent überlebt, optimistisch geschätzt“, erklärt die Försterin. Trotzdem ist der Neheimer Stadtforst weniger stark vom Borkenkäfer betroffen als andere Wälder. Petra Trompeter wusste schon Anfang der
2000er-Jahre: „Um nachhaltig und risikoarm wirtschaften zu können, sind Mischwälder am sinnvollsten. Der Wald muss einfach Wald bleiben.“ Auf den Kahlflächen wurden teilweise Totholz von den Waldarbeitern liegen gelassen. Petra Trompeter erklärt: „Die Tothölzer speichern Wasser und sind ein wichtiger Lebensraum für Insekten und Kleintiere.“ Nachdem Sie das Waldstück durchschritten hat, kehrt die Försterin zu ihrem Auto zurück.
Nach einem langen Tag im Wald resümiert Frau Trompeter: „Ich liebe einfach meinen Job und vor Ort im Wald zu sein. Ich könnte mir nichts anderes vorstellen.“
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