Das Stadtbild von Gelsenkirchen ist zunehmend geprägt von so genannten Schrottimmobilien. Häuser, die heruntergekommen und kaum bewohnbar sind. Eine bekannte Schrottimmobilie ist die Engelsburg im Herzen der Schalker Meile. Ihr Äußeres stört die meisten Schalke-Fans, da gelb die Vereinsfarbe des Gegners Borussia Dortmund ist. Die angefügte Bilderstrecke zeigt, wie das Haus auf der Schalker Meile heraussticht.

Von Demet Sürmeli und Jana Theus

Wenn man an die schönsten Städte Deutschlands denkt, ist Gelsenkirchen nicht gerade oben mit dabei. Das Stadtbild wird teilweise durch Schrottimmobilien verschandelt – und durch gelbe Farbe. Die Engelsburg ist heute bekannt für ihr gelb gestrichenes Äußeres. Sie wurde 1898 von dem Gelsenkirchener Architekten Fidel Kindle im Auftrag des Grubenverwalters August Unterberg erbaut. Auf dem einst pompösen Haus thronte eine Engelsfigur, die im Krieg zerstört wurde. Auch von den Schmuckelementen, die das Erdgeschoss verzierten, ist heute nichts mehr übrig.

Die Farbe des Feindes

„Es war ein prächtiges Gründerzeithaus aus einer Zeit, in der Gelsenkirchen sehr reich war“, beschreibt Olivier Kruschinski. Er ist Mitbegründer des Projekts „Schalker Meile“ und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Schalker Markt, die sich um die Erneuerung und Sanierung des Stadtteils Schalke und Schalke-Nord kümmert. Sie verfolgen das Ziel, den Stadtteil neu aufzustellen und ihn zu modernisieren.

Im Jahre 2015 kaufte eine niederländische Immobilienfirma das Gebäude auf und verpasste ihm den neuen Anstrich. Die Firma hatte laut Kruschinski ihren Geschäftssitz am Phoenix-See in Dortmund. Auf der Schalker Meile, die durch ihr blaues Erscheinungsbild auffällt, steht seither ein gelbes Haus – die Vereinsfarbe des Gegners Borussia Dortmund. Das Haus ist Schalke-Fans seither ein Dorn im Auge: „Das ist ein Schandfleck”, so ein Anwohner.

Durch gezielte Angriffe mit blauer Farbe und Graffiti-Aufschriften zeigen die Anwohner ihren Frust. „Warum es tatsächlich gelb gefärbt wurde, darum ranken sich Legenden. Fakt ist, es ist ne Vollkatastrophe”, sagt der Schalke-Experte Kruschinski, “eigentlich hätte man es über eine Gestaltungssatzung verhindern müssen.“

Blau-weiße Zukunft?

Der Gebäudekomplex besteht aus zwei Haushälften. Eine der beiden wurde von Gutachtern als “Sanierungsfall, abbruchreif und desolat baufällig” eingeschätzt, so Kruschinski. Am vergangenen Freitag wurden die Haushälften separat voneinander im Ückendorfer Justizzentrum zwangsversteigert. Das Mindestgebot bei der Versteigerung lag für die baufällige Hälfte bei einem Euro. Letztendlich wurde sie aber für 125.000 Euro ersteigert, die bewohnte Hälfte für 616.000 Euro.

Trotz Bemühungen der Gemeinnützigen Gelsenkirchener Wohnungsbaugesellschaft das Haus zu ersteigern, gingen beide Haushälften an eine Vermietungsgesellschaft aus Erkrath. Diese hat große Pläne für das Haus: das gesamte Haus soll aufwändig saniert und renoviert werden, um einzelne Wohnungen darin zu vermieten. Ein Abriss der maroden Hälfte kommt nicht in Frage.

„Das Haus wird blau-weiß. Der Sockel wird in blau gehalten, der Rest der Fassade in weiß.“ so der Geschäftsführer Sajad Soleymanmanesh, der nach eigenen Angaben selbst Schalke-Fan sei. Erste Arbeiten sollen frühestens im kommenden Herbst beginnen. Ob die Zukunft des Hauses sich wirklich an die blau-weiße Meile anpasst, bleibt abzuwarten.

Die Farbe des Rivalen auf der Schalker Meile

Das gelbe Haus sticht auf der Schalker Meile ins Auge

Heute ist die Engelsburg gelb angestrichen und weniger pompös als früher

Früher war die Engelsburg mit ihrer Engelsstatue ein prächtiges Gebäude

Durch gezielte Angriffe mit blauer Farbe zeigen die Schalker ihre Wut

Der Eingang und die Türklingeln wirken verwahrlost

In der besser erhaltenen Haushälfte befindet sich ein Kiosk

Das blaue "Schalke" im Kontrast zum gelben Gebäude wirkt ironisch

Die Seitenstraßen rund um das gelbe Haus sind teilweise baufällig

Das Haus auf der Schalker Meile ist vielen Schalkern ein Dorn im Auge

Der Eingangsbereich zum gelben Haus ist vermüllt

Auch die nicht gelben Stellen des Hauses haben blaue Farbe abbekommen

Fotos: Jana Theus und Demet Sürmeli, Olivier Kruschinski