Im Hintergrund stößt ein Kohlekraftwerk Abgase in die Luft. Im Vordergrund steht seine grüne Alternative, das Windrad. (Bildquelle: Pixabay)

Atomkraftgegner jubeln, Befürworter werden panisch. Am 15. April 2023 wurden die letzten drei deutschen Atomkraftwerke endgültig abgeschaltet. Ein Ereignis, das schon längst fällig war, doch die Alternativen lassen noch zu wünschen übrig.

Ein Kommentar von Lilian Strotherm

2011 zog die damals schwarz-gelbe Regierung den Schlussstrich der Atomenergie auf Ende 2022. Mehr als genug Zeit für erneuerbare Energiealternativen zu sorgen, sollte man meinen.  Zumal seit den 1970er Jahren die Anti-Atomkraftbewegung nach dem Ausstieg aus der Atomkraft in Deutschland schreit. Selbst 2022 bildeten konventionelle Energieträger laut Statistischem Bundesamt mit einem Anteil von 56 Prozent immer noch die größte Stromquelle in Deutschland. Die deutschen Regierungskoalitionen ruhen sich seit Jahrzehnten weiter auf fossilen Brennstoffen aus und laufen den EU-Klimazielen um Längen hinterher. Ganz nach dem Motto „Never change a winning team“ und verpassen damit völlig den Geist der Zeit.

Energiekrise nutzen

Und nun die Energiekrise! Die Frage steht im Raum: Warum gerade jetzt der Ausstieg? Besser wäre: Warum nicht schon viel früher? Doch wurde der Bau von Windenergieanlagen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz sogar noch erschwert. Denn im Bundestag wird wohl die absurde Ansicht vertreten, die Deutschen hätten lieber ein Kohlekraftwerk als ein Windrad vor dem Haus. Ein schnellerer Ausbau erneuerbarer Energien seit 2011 hätte einen weicheren Übergang in der Energiekrise ermöglich und diese nicht nur günstiger gemacht, sondern auch deutlich abgekürzt. Luft und Sonne gibt es schließlich umsonst. Jetzt gilt es, die gewonnene Erkenntnis zu nutzen. Genehmigungs- und Bauprozesse grüner Energieanlagen müssen von der Bundes- sowie auch von den Landesregierungen erleichtern und beschleunigt werden. Denn jetzt muss in der Energiewende lieber zwei Gänge zulegt werden, damit der angedachte Kohleausstieg 2038 nicht auch plötzlich unvorbereitet vor der Tür steht.