Foto: Adobe Stock

Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen plant, das Pensionsalter für hauptamtliche Feuerwehrleute anzuheben. Das Vorhaben stößt bei den Feuerwehren auf wenig Gegenliebe. Sie befürchten, die Arbeitsbelastung ihrer Einsatzkräfte könne die bereits jetzt hohe Arbeitslast von Feuerwehrleuten weiter erhöhen.

Ein Bericht von Lennard Hoffmann

Von 60 auf 61 

Sarah Maier (Name geändert) ist Feuerwehrbeamtin in Nordrhein-Westfalen. Aufgrund ihres Beamtinnenstatus möchte sie anonym bleiben. Die Pläne der Landesregierung betrachtet sie mit Kritik. Das Pensionsalter von Feuerwehrleuten soll erhöht werden. Aktuell dürfen Feuerwehrbeamte mit Vollendung des 60. Lebensjahres in Pension gehen. Nun sollen sie ein bis zwei Jahre länger arbeiten, um einem möglichen Personalmangel vorzubeugen. Für Sarah Maier birgt das erhöhte Pensionsalter große Konsequenzen für Feuerwehrleute. „Es gibt viele Bereiche dieses Berufs, die man mit 60 und älter nicht mehr so gut ausführen kann“, sagt die Feuerwehrbeamtin. Im Einsatz müssen Feuerwehrleute körperliche und psychische Belastungen aushalten.

Berufsgefahr steigt mit dem Alter

Feuerwehrbeamte arbeiten im 24-Stundendienst. „Die meisten Notfälle entstehen in der Nacht“, erklärt Sarah Maier. Die Beamten müssen innerhalb kürzester Zeit zum Unfallort gelangen, sodass man aus dem Schlaf gerissen werde oder die Nacht wach bleibe. „Das geht auf die Psyche“, sagt sie. Doch auch während des Einsatzes setzen sich Feuerwehrleute großen Gefahren aus. „In einem brennenden Gebäude entsteht große Hitze, durch die Feuerwehrleute hindurchkriechen müssen. Gerade bei älteren Beamten leidet der Kreislauf.“ Dies berge nicht nur Gefahren für die Beamten selbst, sondern auch für die Patienten. „Ältere Menschen verbrauchen mehr Sauerstoff. Wenn ein Kollege das Gebäude deswegen verlassen muss, kann nicht nach weiteren Menschen gesucht werden.“

Feuerwehrleute über 50 häufiger krank

Die Gewerkschaft Verdi teilt die Auffassung der Feuerwehrbeamten. Die gesundheitlichen Probleme seien schon vor dem 60. Lebensjahr deutlich zu erkennen. „In der Praxis erleben wir, dass die krankheitsbedingten Ausfallzeiten von Beamten spätestens ab Mitte 50 deutlich zunehmen“, teilte ein Sprecher von Verdi mit. Feuerwehrleute haben durch diese Belastungen eine geringere Lebenserwartung. Eine Erhöhung des Pensionsalters würde demnach auf eine „Kürzung der Pensionsansprüche“ hinauslaufen.

Landesregierung will Personalmangel vorbeugen

„Das Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen nimmt die Sorgen der Feuerwehrbeamten sehr ernst“, teilte eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums mit. Man habe die kritischen Stimmen der Verbände angehört und die Gesetzgebung mit einfließen lassen. Das Pensionsalter um ein bis zwei Jahre zu erhöhen, sei „moderat“. „Ein Großteil der Feuerwehrleute würden demnach nur ein Jahr länger arbeiten.“ Die Erhöhung sei nötig, um einem Personalmangel vorzubeugen. „Die beabsichtigte Anhebung der Altersgrenze soll einem Personalmangel frühzeitig begegnen, damit die Aufgabenerfüllung im Brand- und Katastrophenschutz nicht beeinträchtigt wird“, so die Sprecherin des NRW-Innenministeriums.

Zeitnahe Gesetzesänderung

Wann und in welcher Form das neue Pensionsalter kommen wird, ist noch unklar. Aktuell befindet sich Verdi in Gesprächen mit der Landesregierung. „Die Landesregierung beabsichtigt, den Gesetzesentwurf zeitnah in den Landtag einzubringen“, teilte die Sprecherin des NRW-Innenministeriums mit. Zudem gebe es eine „besonders weitreichende Übergangsvorschrift“ für die Gesetzesänderung. Ob es weitere Demonstrationen oder anderweitige Reaktionen der Feuerwehr oder von Verdi gibt, hängt zudem davon ab, in welcher Form die Erhöhung des Pensionsalters ausgestaltet wird.