• Theresa Bosmans hat ihre Heimat seit Ausbruch der Corona Krise nicht mehr besucht
  • Sie kommt aus dem Ort Gangelt im Kreis Heinsberg, dem Corona Hotspot in NRW
  • Die Abstandsregel hält Theresa trotz großer Freude auf das Wiedersehen vorerst ein

„Ich freue mich total, meine Familie wiedersehen zu können!“, sagt Theresa noch bevor sie ins Auto einsteigt. Die Studentin aus dem Kreis Heinsberg hat wegen Corona seit 4 Monaten ihr Zuhause und somit auch Ihre Familie nicht mehr persönlich gesehen.

Zuletzt war sie Ende Januar dort und hat seitdem auf Besuche wegen des Corona Ausbruchs verzichten müssen. Sie ist zur Sicherheit in Düsseldorf geblieben – doch nun fährt sie über Pfingsten das erste Mal wieder heim.

Kontakt gab es nur digital

Theresa ist für ihr Studium in die Landeshauptstadt gezogen. Sie studiert an der Hochschule Düsseldorf den Studiengang Medientechnik und verbrachte daher die letzten Monate auch nur dort in ihrem Wohnheim. Familie und Freunde hat sie während der Pandemie nur digital zu Gesicht bekommen.

Ihre Vorfreude, endlich nach Hause fahren zu können, ist groß: „Ich bin gerne dort, weil alles ländlicher ist, als in Düsseldorf“, sagt sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht und schnallt sich an. Die Reise kann losgehen.

Auf der Autobahn nach Heinsberg ist kaum jemand unterwegs. Foto: Theresa Bosmans

Auf geht’s in den Kreis Heinsberg

Ungefähr eine Stunde dauert es von Düsseldorf nach Gangelt. Bei der langen Fahrt über die Autobahn erzählt Theresa, dass sie und ihre Freundinnen anfangs das Virus aus China nicht so wirklich ernst genommen haben.

Auch Anfang Februar war Corona für sie noch lange kein Thema: „Da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht, dass das Virus bis zu uns kommen könnte. Und dann kam das Virus tatsächlich irgendwann näher, erst Frankreich, dann Berlin und dann plötzlich Gangelt. Ausgerechnet in Gangelt, wo ich herkomme.“

Ortseingang Gangelt – hier begann die Pandemie in NRW. Foto: Theresa Bosmans

Gangelt war von Corona schwer getroffen

In dem Ort nahe der niederländischen Grenze leben knapp 12.500 Einwohner. Nach einer Karnevalssitzung Mitte Februar im Ortsteil Langbroich sind dort die ersten Fälle von Corona in Nordrhein-Westfalen dokumentiert worden.

Nach offiziellen Angaben der Stadt haben sich bis zum 29. Mai insgesamt 485 Personen mit dem Virus infiziert, 465 davon gelten als geheilt und 11 sind an dieser Krankheit bisher verstorben. Nur wenige Menschen sind aktuell noch infiziert, der Ort Gangelt hat zumindest die erste Welle der Pandemie weitgehend überstanden.

Kein Auto auf den Straßen nach Gangelt zu sehen. Foto: Christopher Antes

„Früher war hier mehr los!“

Während der Fahrt durch den Ort wirken die Straßen auf Theresa etwas verlassen. Nur wenige Personen sind zu sehen, vereinzelt Spaziergänger oder Hundehalter, allein oder maximal zu zweit unterwegs. Manche Straßenzüge sind menschenleer – für Theresa zunächst ein komisches Gefühl, wieder hier zu sein.

Aufmerksam schaut sie sich ihre Heimat durch die Autoscheibe an. Sie zeigt auf Häuser, in denen Familienmitglieder und Freunde wohnen oder gewohnt haben, und berichtet von Erlebnissen aus früheren Zeiten. In ihrem Gesicht ist die Vorfreude auf das Wiedersehen langsam erkennbar.

Corona ist für kurze Zeit vergessen

Es ist mittlerweile 21 Uhr. Vor dem Haus ihrer Tante im Ortsteil Mindergangelt steigt Theresa aus. Sie hat sich dort mit weiteren Familienmitgliedern verabredet. In diesem Moment überwiegt ihre Freude komplett.

Das zurückgekehrte Grinsen in ihrem Gesicht verrät, dass Corona für diesen Moment keine Rolle mehr bei ihr spielt. Theresa ist bepackt mit einem Geschenk für ein ganz besonderes Familienmitglied – Ihre Katze Momo, die während ihres Studiums bei ihrer Tante gepflegt wird.

Theresa mit ihrer Katze Momo. Foto: Christopher Antes

Ein Empfang ohne Umarmungen

Theresa wird herzlich in ihrer Familie begrüßt. Eine Umarmung bleibt jedoch aus Sicherheitsgründen aus – zumindest vorerst. Stattdessen wird zunächst Momo ausgiebig geknuddelt und gekrault. Auch wenn ihre Tante bereits die Krankheit COVID-19 sicher überstanden hat, wahrt sie trotzdem noch vorsichtshalber den Abstand zu allen Familienmitgliedern.

Sie ist das Verhalten aus Düsseldorf nach wie vor gewohnt, hat die Abstandsregeln verinnerlicht. „Vielleicht gibt es aber noch eine Umarmung bei der Verabschiedung“, gesteht sie am Folgetag schmunzelnd in einem Videotelefonat, „zumindest mit meiner Tante sollte das ja gehen.“

 „Es ist wunderschön, wieder hier zu sein.“

Theresa sitzt gemütlich auf dem Sofa und streichelt ihre Katze. Momo gefällt es, zur Abwechslung auch mal wieder von ihr verwöhnt zu werden. Am ersten Abend hat sie mit ihrer Familie lange gesprochen: „Wir hatten viel nachzuholen“, verrät sie lachend. Sie fühlt sich wohl und sicher in ihrer Heimat Gangelt.

Corona ist kein Thema, an das sie hier ununterbrochen denken möchte. Bei einem ersten Spaziergang mit ihrem Cousin hat sie sogar ihre Maske zuhause liegen lassen – ganz anders, als es in Düsseldorf der Fall gewesen wäre. Es tut ihr gut, endlich wieder zu Hause zu sein. „Meine Familie hat mir schon sehr gefehlt.“