Viele Deutsche gehen trotz Krankheit zur Arbeit – besonders Frauen und junge Menschen. / Foto: Charlotte Schulte

72 Prozent der Beschäftigten gehen in Deutschland krank zur Arbeit. Das ist alles andere als solidarisch.

Ein Kommentar von Luisa Nieder

Die Kollegin kommt mit schniefender Nase ins Büro und verbraucht eine Packung Taschentücher nach der anderen. „Ich will meine Kolleg:innen nicht im Stich lassen“, denkt sie. Doch anstatt krank zur Arbeit zu kommen, soll sie besser zuhause bleiben und sich auskurieren.

Ansteckungsgefahr für andere

Diesen Anwesenheitszwang nennt man „Präsentismus“. Aber damit ist niemandem geholfen: Man gefährdet andere und verhält sich unverantwortlich. Egal ob Corona oder eine leichte Grippe – niemand will sich gerne anstecken, sodass es einem in kurzer Zeit ebenso schlecht geht.

Außerdem entsteht so ein schlechtes Arbeitsklima: Stress und Unzufriedenheit sorgen für dicke Luft im Büro. Viele Beschäftigte fürchten sogar, aufgrund von Fehlzeiten ihren Job zu verlieren. Langfristig gesehen nützt das dem Unternehmen jedoch nichts. Die Mitarbeiter:innen sind weniger leistungsfähig und verursachen daher höhere Kosten.

Risiko für die eigene Gesundheit

Aber nicht nur den Kolleg:innen schadet man, sondern auch sich selbst. Wer sich bei einer Krankheit belastet, trägt ein hohes Risiko: Nicht auskurierte Viruserkrankungen können die Psyche, das Herz und andere Organe angreifen. Wer krank ist, gehört also nicht ins Büro und bleibt besser zuhause! Rücksicht auf die Kolleg:innen nimmt man, indem man sich von der Arbeit fernhält, anstatt sie zu gefährden. Und wer sich vor lauter Arbeitswahn trotzdem nicht bremsen kann, der kann auch einfach im Homeoffice bleiben!