Egal ob durch einen Unfall oder eine Krankheit, plötzlich kann es ganz schnell gehen. Dann sind wir alle darauf angewiesen, dass genügend Blutreserven bereitstehen. Doch immer weniger Menschen spenden, die Zukunft der Blutversorgung ist bedroht.
Von Sven Richter
Immer weniger Menschen spenden Blut. Junge Spender kommen kaum nach. Dabei ist die Blutspende systemrelevant. Wencke Romberg ist eine der wenigen jungen Menschen, die regelmäßig spenden.
Auch an diesem Mittwoch spendet sie Blut im Zentrum für Transfusionsmedizin in Breitscheid: „Ich spende jetzt seit bereits sechs Jahren. Angefangen habe ich direkt mit 18. Wir alle können immer mal in eine Situation kommen, in der wir darauf angewiesen sind.“
Der Termin kam recht spontan, erklärt die 24-jährige: „Mein Freund spendet heute Stammzellen. Und da ich gerade sowieso nur warte, kann ich in der Zwischenzeit auch Blut spenden.“
Frühe Sensibilisierung hilft
Wie wichtig es ist, regelmäßig Blut zu spenden, erfährt Wencke Romberg schon früh: „Ich habe es so von meinen Eltern gelernt. Außerdem brauchte mein Opa vor seinem Tod oft Bluttransfusionen. Als ich 18 Jahre alt wurde, ging ich direkt mit meinen Eltern mit. Das war für mich selbstverständlich“, erklärt sie. Vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) würde sich Wencke Romberg mehr Präsenz an Schulen wünschen: „Junge Menschen müssen frühzeitig sensibilisiert werden, an den Schulen muss stärker aufgeklärt werden.“
Eindeutiger Rückgang
Das derzeit die Stammspenderschaft wegbricht und kaum junge Spender nachkommen, weiß auch Stephan Küpper, Leiter der Unternehmenskommunikation des Zentrums für Transfusionsmedizin in Breitscheid: „Die Generation der Babyboomer hat uns lange getragen, doch sie rücken auf dem Zeitstrahl nach hinten. So vergrößert sich die entstandene Lücke.“
Dabei ist die Bezeichnung „jung“ relativ. „Für die Blutspende gilt man auch mit Mitte 30 als sehr jung. In Nordrhein-Westfalen darf man bis zum Tag vor dem 76. Geburtstag Blut spenden“, so Küpper.
Das Problem ist komplex
Die Gründe hinter dem Rückgang sind vielseitig, vermutet das DRK. Früher hätten sich die Menschen gemeinsam engagiert. „Außerdem wird es immer schwieriger, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf das Thema zu lenken. Schnell ebbt das Interesse ab. So gelingt es nicht, die Menschen nachhaltig zu erreichen“, erklärt Stephan Küpper.
Dabei bietet die Blutspende auch viele Vorteile, so Küpper: „Neben der Blutgruppe wird das Blut jedes Mal auf HIV, Hepatitis, Syphilis und vielen weiteren Aspekten getestet.“ Viele bösartige Krankheiten können durch die Blutspende frühzeitig entdeckt und behandelt werden.
DRK muss umdenken
Laut Stephan Küpper hat das DRK bereits viele Anstrengungen unternommen, mehr junge Spender zu erreichen. So sei das DRK stark in den sozialen Medien präsent.
Nun möchte das DRK auch im Bereich Schule umdenken: „Wenn wir schon früh auf das Thema aufmerksam machen, beispielsweise an Grundschulen, dann könnten mehr volljährige Schülerinnen und Schüler später zur Spende bereit sein.“ Auch den Wandel der Gesellschaft will das DRK mitmachen. Immer mehr junge Menschen ernähren sich vegan oder vegetarisch, ihnen will man passende Gerichte anbieten können. „Da müssen wir einfach besser werden“, sagt Küpper.
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