Die Fitnessstudios in Nordrhein-Westfalen kämpfen nach der Corona-Pandemie immer noch ums Überleben. Ein Grund ist unter anderem, dass viele Kunden weg sind und auch nicht wieder kommen. Doch mancher Betreiber bleibt optimistisch und weiß Wege aus der Krise.
Ein Bericht von Paul Niehues
Thilo Pasch ist schon lange im Geschäft. Der 55-Jährige ist seit 35 Jahren im Business und Inhaber eines Reha- und Fitnesszentrums in Gelsenkirchen-Bulmke. Drei Jahre Pandemie haben bei ihm ihre Spuren hinterlassen.
„Überstanden haben wir es nicht – wir stecken immer noch in der Klemme“, erzählt Pasch. Unterstützt wurde sein Studio während mit lediglich sieben Tausend Euro vom Staat. Auf zwei Jahre gesehen erscheint das als nicht allzu viel, „und das müssen wir auch wieder zurückzahlen, obwohl wir den Großteil der Pandemie geschlossen hatten – während dieser Zeit haben wir auch 100 Prozent Verlust gemacht“. Hauptgrund für den aktuellen Überlebenskampf seien die mageren staatlichen Hilfen aber nicht.
Über 50 Prozent der Kunden sind weg
Dass es seinem Studio trotzdem immer noch besser als anderen gehe, läge daran, dass sein Betrieb kein reines Fitnessstudio ist, sondern auch noch ein integriertes Reha-Zentrum hat. „Die medizinische Abteilung bei uns lief auch in Corona-Zeiten noch weiter – für uns wird es trotz dessen schon schwer und für reine Fitnesszentren wird es dementsprechend nahezu unmöglich zu überleben.“
Über 50 Prozent seiner Kunden seien abgesprungen und kämen auch nicht wieder: „Ich nenne es gerne das Long-Covid-Syndrom – die Leute lagen zwei Jahre lang auf der Couch und haben nichts getan. Mittlerweile ist die Serie, die um 17 Uhr läuft, wichtiger als der Gang ins Fitnessstudio.“ Die fünf bis sechs Kilo, die das Herz gefährden würden, seien wieder drauf, aber die Leute würden trotzdem keine Notwendigkeit sehen, zum Training zu gehen.
Die Leute wieder zu animieren dauere fünf bis sechs Jahre
Gerade da liegt laut dem 55-Jährigen das Problem: Der schwerste Gang ins Fitnessstudio sei der erste und den hätten die meisten schon hinter sich. Diese Leute wieder zu animieren, dauere fünf bis sechs Jahre. „Viele davon haben sich aber auch zuhause ein Home-Gym aufgebaut und waren dementsprechend nicht mehr auf die Studios angewiesen“, erklärt er.
Im Gegensatz zu anderen Fitnessstudios hat sein Studio nach Schließung der Zentren die Einzüge der Kundinnen und Kunden sofort gestoppt. „Wir haben nicht einen Cent mehr eingenommen und dann kam die Katastrophe: Die Leute haben angefangen zu kündigen und ihre Studios im Stich gelassen“, so Pasch.
Eine Kunde, der während der Pandemie seinen Vertrag bei einem anderen Fitnesscenter gekündigt hat, aber unerkannt bleiben möchte, ist Michael: „Niemand wusste, wie lange es dauert, bis die Studios wieder öffnen und für mich persönlich war auch überhaupt nicht abzusehen, ob ich es finanziell schaffe – da wollte ich sparen, wo es geht.“
Darüber hinaus habe er realisiert, dass es auch möglich ist, sich zuhause fit zu halten, ohne eine Menge Geld auszugeben.
Pasch: „Wir sind quasi eine aussterbende Spezies“
Wer überlebt, würde sich laut Pasch erst in diesem Jahr zeigen. Grund dafür: die Rücklagen seien nun aufgebraucht und es gehe den Studios jetzt an die Substanz. „Und obendrauf kommt auch noch die Energiekrise durch den Ukraine-Krieg. Viele familiäre Studios werden das nicht überstehen – wir sind quasi eine aussterbende Spezies.“
Der Besitzer des Kleinbetriebs erklärt, dass es falsch sei zu denken, nur weil die Pandemie vorbei ist, gehe es den Betreiberinnen und Betreibern finanziell plötzlich wieder gut.
„Deshalb gibt es auch noch gar keine Zahlen zu insolventen Fitnesszentren – wenn, dann gehen die kleinen Studios in diesem Jahr bankrott.“
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