Sterbebegleiter sind täglich von Sterbenden und trauernden Menschen umgeben und stehen ihnen in der schwierigen Phase bei. Stellt die Arbeit eine Belastung dar? Woher nehmen die Mitarbeitenden ihre Motivation? Und wieso ist der Tod immer noch ein Tabuthema? Tagger gibt Antworten.

von Johanna Lenzyk

Sterbebegleiter unterstützen schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen in der letzten Phase des Lebens. Christiane Raffel ist Koordinatorin der ambulanten Hospizgruppe Bottrop und führt die Erstgespräche mit den Betroffenen durch, bevor die Ehrenamtlichen mit der Begleitung beginnen.

Was macht ein Sterbebegleiter?

Sterbebegleiter sind meistens Ehrenamtliche, die schwerstkranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige begleiten. Sie verbringen Zeit mit den Betroffenen, hören ihnen zu, halten gegebenenfalls ihre Hand und führen Gespräche mit ihnen.

Wie lange werden die Betroffenen und ihr Angehörigen begleitet?

Die Begleitung kann zwischen fünf Minuten und mehreren Jahren dauern. Es kommt vor, dass Christiane Raffel kontaktiert wird und die Person sich anschließend wieder erholt. In diesem Fall können die Ehrenamtlichen selbst entscheiden, ob die Begleitung pausiert oder fortgesetzt werden soll.

Was motiviert die Mitarbeitenden dazu, diesen Beruf auszuüben?

Nach der Meinung von Christiane Raffel ist ihre Motivation immer die Liebe zum Menschen. Einige waren vor ihrer Arbeit im ambulanten Hospiz im Krankenhaus angestellt und wurden schon früh in diese Richtung geleitet. Gleichzeitig spielt das Thema Tod in der gesamten Gesellschaft eine wichtige Rolle, was ebenfalls motivierend wirkt.

Ist es eine Belastung, täglich mit dem Tod konfrontiert zu werden?

Laut Christiane Raffel stellt der Umgang mit dem Tod keine Belastung dar. Es kommt jedoch vor, dass man in Situationen gerät, die der eigenen Lebenssituation ähnlich sind. In diesem Fall kann es die Mitarbeitenden auch persönlich treffen. Dafür findet sechs Mal im Jahr eine Supervision statt, um über diese Fälle zu sprechen. Die Mitarbeitenden tauschen sich auch außerhalb der Supervision regelmäßig aus.

Wie sollte mit dem Tod umgegangen werden?

Es sollte ohne Angst aufeinander zugegangen und sich getraut werden, nachzufragen.

Christiane Raffel wünscht sich zudem, dass der Tod auch in Schulen ein ganz normales Thema ist sowie in allen anderen Lebensbereichen auch.

Warum ist der Tod immer noch ein Tabuthema?

Christiane Raffel denkt, dass Menschen Angst haben, etwas falsch zu machen. Gleichzeitig müssen sie sich mit der eigenen Endlichkeit beschäftigen. Viele haben wohl auch eine eigene, unbearbeitete Trauergeschichte, die sie in sich tragen. Die Gesellschaft habe zudem verlernt, über diese Dinge zu reden.

Wie kann Betroffenen geholfen werden?

Nach der Meinung von Christiane Raffel haben Trauernde und Sterbende nicht die Kraft, sich von alleine zu melden. Deshalb ist es wichtig, vorbeizugehen und wenn es ein unpassender Moment ist, einfach zu gehen und es am nächsten Tag erneut zu versuchen. Schön sei es auch, etwas zu kochen oder einen Kuchen vorbeizubringen.