Ab Januar 2024 müssen Gäste für einen Restaurantbesuch tiefer in die Tasche greifen. Der Mehrwertsteuersatz wird dann von sieben Prozent auf 19 Prozent angehoben. Während der Corona-Pandemie sollte diese Regelung die von der Krise stark betroffenen Gastronomiebranche unterstützen.

Aber was heißt das konkret? Wann gilt welche Mehrwertsteuer in der Gastronomie? Welche Folgen hat das für die Gastronomiebranche? Auf welche Preissteigerungen müssen sich Verbraucher einstellen? Stürzt die Gastronomiebranche nach Corona in eine weitere Krise? :tagger gibt Antworten auf Eure Fragen.  

Von Lena Jüngermann

Was ist die Mehrwertsteuer?

Die Mehrwertsteuer, abgekürzt MwSt. ist eine Steuer auf den Mehrwert, den Unternehmen schaffen, indem sie Produkte herstellen oder Dienstleistungen anbieten. Die Firmen schlagen sie auf ihre Waren und Dienstleistungen auf und reichen sie so an die Verbraucher weiter.

Wann gilt welche Mehrwertsteuer in der Gastronomie?

Laut Umsatzsteuergesetz beträgt die Steuer für jeden steuerpflichtigen Umsatz 19 Prozent der Bemessungsgrundlage. Für Bücher, Zeitschriften, einen Konzertbesuch oder bestimmte Grundnahrungsmittel wie Brot oder Kartoffeln gilt ein ermäßigter Steuersatz von sieben Prozent. Für die Gastronomie heißt das Folgendes: Bestellt man ein Gericht im Restaurant und verspeist es vor Ort, werden 19 Prozent MwSt. erhoben. Holt man das bestellte Gericht im Restaurant ab oder lässt es sich nachhause liefern, werden sieben Prozent MwSt. erhoben.

Wie ist der Mehrwertsteuersatz für Gastronomie in anderen Ländern der Europäischen Union geregelt?

In 23 von 27 EU-Staaten gilt ein reduzierter Mehrwertsteuersatz auf Essen in der Gastronomie. In Deutschland wurde die Mehrwertsteuer mit dem dritten Corona-Steuerhilfegesetzes im März 2021 temporär bis zum 31.12.2023 von 19 auf sieben Prozent gesenkt.

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Grafik Mehrwertsteuersätze für Gastronomie in der EU / dehoga-bundesverband.de

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Welche Konsequenzen hat die Mehrwertsteuersteigerung für die Gastronomie?

Drastischen Umsatzeinbußen, Jobverluste und Insolvenzen sind laut Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel-und Gaststättenverbandes (DEHOGA-Bundesverband) die größten Konsequenzen der Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes. Außerdem befürchte er, dass dadurch auch die Lebensqualität und die gastronomische Vielfalt verloren gehe. Außerdem treffe die Erhöhung nicht nur Gastronomen, sondern auch Gäste. „Diese 19%-Entscheidung macht deutliche Preiserhöhungen notwendig. Das triff die Normal-und Geringverdiener besonders hart. Nur mit den 7% Mehrwertsteuer sei es bislang gelungen, die enormen Kostensteigerungen nicht 1:1 an die Gäste weiterzugeben“, erklärt Zöllick in einer Pressemitteilung.

Auf welche Preissteigerungen müssen sich Verbraucher einstellen?

Wie die Preisentwicklung des Statistischen Bundesamtes zeigt, sind die Preise im Bereich der Gaststättendienstleitungen trotz der Inflation im Vergleich zum Vorjahr weitestgehend stabil geblieben. Das wird sich mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer ab Januar ändern. „Aufgrund der massiven Kostensteigerungen bei Energie, Waren und Personal ist davon auszugehen, dass die Preissteigerungen deutlich über 15 Prozent liegen“, heißt es seitens des DEHOGA.

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Preisentwicklung Hotel- und Gaststättensektor/ Kosten und Preisentwicklung – dehoga-bundesverband.de

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Wie geht es weiter für die Gastronomiebranche?

Laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA Bundesverband) befürchten mehr als die Hälfte der befragten Unternehmer, dass sie die Steuererhöhung wirtschaftlich hart treffen wird. Während 12 Prozent dadurch in ihrer Existenz bedroht sind, erwägen knapp fünf Prozent, ihren Betrieb zu schließen. An der Umfrage nahmen insgesamt fast 3800 gastgewerbliche Betriebe aus ganz Deutschland teil.