Am Wochenende bietet Kevin Nikodem Führungen durch seine Wohnung an (Foto: Vivien Baxmann)

Um Menschen für etwas zu begeistern, braucht man vier Dinge: Sie müssen es sehen, hören, riechen und anfassen können.“ Kevin Nikodem weiß genau, wie er seine Besucher in die 50er Jahre entführt. 

Ein Bericht von Adrian Masi und Vivien Baxmann

In der ehemaligen Dattelner Beisenkamp-Kolonie hat Kevin Nikodem ein Museum geschaffen, das die 50er Jahre wieder aufleben lässt. Im Jahr 2019 restaurierte der 31-Jährige ein altes Zechenhaus und verwandelte es in eine Zeitkapsel voller originalgetreuen Möbeln und Erinnerungsstücken. Was zunächst als persönliches Projekt begann, wurde schnell zum Geheimtipp vieler Interessierter. Inzwischen betreibt ein gemeinnütziger Förderverein das Museum und bietet Führungen an. Kevin Nikodem selbst arbeitet bei einem Chemiekonzern in Datteln.

Detailgetreu nachgemacht

Bis ins kleinste Detail hat Kevin Nikodem jeden Raum seines Hauses mit originalen Möbeln und Gegenständen aus den 1950er-Jahren ausgestattet. Vom Backofen über den Fernseher bis hin zur Zahnbürste wirkt das Haus wie ein perfekt konservierter Moment aus einer längst vergangenen Zeit. 

Besonders stolz ist Kevin auf seine „Selfmaid“ – Spülmaschine, ein seltenes Sammlerstück. ,,Davon gibt es nur vier Exemplare in Deutschland, zwei davon gehören mir“, erzählt er begeistert. Die kompakte Maschine in pastellblau bietet nur Platz für wenig Geschirr. Durch die transparente Haube erlaubt es aber einen faszinierenden Blick auf das schaumige Spektakel im Inneren. 

Ein Museum zum Leben

Das Besondere an dem Museum: Es ist zugleich Kevins Zuhause. Alle Geräte sind funktionsfähig und werden täglich genutzt. Sogar der schwarz-weiß Fernseher im Wohnzimmer. „Zu Silvester haben wir darauf ‚Dinner vor One‘ geschaut“, sagt Kevin. 

Im Erdgeschoss des Hauses befinden sich Küche, Wohnzimmer, Bad und Waschküche, während die obere Etage sein Schlaf- und Musikzimmer beherbergt. 

Das Musikzimmer ist Kevins persönlich Lieblingsort. „Mit der Musik hat meine Begeisterung für die 50er Jahre angefangen“, erzählt er. Stolz zeigt er eines der ältesten Exemplare seiner Sammlung – das Tefifon. Ein Musikgerät aus den 50ern, das bis zu vier Stunden Musik von kreisförmigen Tonbändern abspielen kann. Eine Sensation der damaligen Zeit. 

Rückkehr in die heile Welt 

Insgesamt 3.000 Besucher empfängt Kevin Nikodem jährlich in seinem Haus. Komisch findet er es nicht, wenn fremde Menschen durch sein eigenes Haus spazieren. „Ich finde es schön, die ältere Generation in ihre Erinnerungen zurückzuversetzen“, erklärt er. Genau dieses Ziel war auch der Anstoß, sein Haus in ein Museum zu verwandeln. „Es gibt Besucher, die in mein Haus kommen und anfangen zu weinen.“

Sein Museum weckt tiefe Erinnerungen der Gäste, die das Gefühl von „Früher war alles besser“ lebendig werden lassen. Weniger Hektik, klare Werte, Geborgenheit und die Einfachheit des Lebens von damals. 

Der Beginn mit einer Musiktruhe

Besucher könnten meinen, dass Kevin in der Zeit der 50er-Jahre geboren wurde. Doch der im Jahr 1993 geborene Ruhrpottler verbrachte als Kind sehr viel Zeit bei seinen Großeltern.

„Meine Oma schenkte mir damals eine Musiktruhe“, erinnert sich Kevin. Auf dem kombinierten Radio- und Plattenspieler hörte er stundenlang alte Platten seiner Oma, bis die Truhe eines Tages kaputtging. Kurzerhand reparierte er sie selbst.

„Mein Enkel wird noch Elektriker“, erzählte seine Oma stolz im Bekanntenkreis. Bald brachten ihm Bekannte weitere Fundstücke, die er restaurierte. „Mit 15 Jahren hatte ich ein ganzes Wohnzimmer mit Möbel aus den 50ern als Kinderzimmer“, erzählt Kevin. 

ErweiterteNostalgie

In Zukunft dürfen sich Besucher auf noch mehr Nostalgie freuen. Kevin Nikodem möchte das historische Wirxelhaus in Datteln sanieren. Ein Café im 50er Jahre-Stil soll dabei auf der unteren Etage entstehen. Die obere Etage wird zu einem erweiterten 50er Jahre Museum.