Bildunterschrift: Social Media vernetzt Menschen weltweit – doch nicht ohne Folgen (Foto: Pixabay)
Social Media ist für viele Jugendliche Alltag, doch die Risiken sind umstritten. In Australien gilt bereits ein Mindestalter von 16 Jahren. Ein Grund zur Diskussion, ob so ein Gesetz auf für Deutschland sinnvoll wäre.
Ein Bericht von Lisa Stahlschmidt
Der Konflikt zwischen Eltern und Kindern über Social Media ist ein Generationenthema. Während Eltern um die Zukunft ihrer Kinder fürchten, sehen Jugendliche in Social Media eine selbstverständliche Erweiterung ihres Lebens.
Eltern schlagen Alarm
Für Thomas und Sabine Müller aus Siegen ist Social Media ein ständiges Thema in der Erziehung ihrer vierzehnjährigen Tochter Lina. Die Namen wurden auf persönlichen Wunsch geändert. Die Eltern finden, ihre Tochter verbringt zu viel Zeit an ihrem Handy. Oft auf Kosten von Schule, Hobbys oder sogar Schlaf. Linas Vater, Thomas M., sieht darin eine ernsthafte Gefahr: „SocialMedia macht sie abhängig.“ Besonders besorgt ist das Ehepaar über den Einfluss von Social Media auf Linas Selbstbild. „Sie vergleicht sich ständig mit diesen perfekt inszenierten Bildern“, sagt Sabine. „Für ihre Entwicklung kann es nicht gut sein, ständig so anscheinend perfekte Menschen zu sehen.“ Gemeinsam sprechen sie sich für ein Verbot von Social Media für Jugendliche aus.Dabei beziehen sie sich auf das Verbot aus Australien. Sie finden, dass der negative Einfluss auf Jugendliche die positiven Aspekte überschattet.
Jugendliche fühlen sich missverstanden
Für Lina ist Social Media nicht nur Ablenkung, sondern auch eine Möglichkeit, mit ihren Freunden in Kontakt zu bleiben. „Nach der Schule schreibe ich mit meinen Freunden oder wir schicken uns Videos. So verpassen wir nichts und können auch über Sachen reden, die uns beschäftigen.“ Sie versteht nicht, warum ihre Eltern Social Media nur negativ sehen. „Ich lerne mit Videos für die Schule. Aber meine Eltern glauben immer nur, dass ich sinnlos rumscrolle.“ Was die Vergleiche mit Influencern angeht, gibt sie zu: „Was man auf TikTok oder Instagram sieht ist schon sehr ästhetisch. Mir ist aber bewusst, dass nicht alles, was da gezeigt wird, wirklich so ist.“ Ein Verbot von Social Media für Jugendliche findet Lina nicht gut. Für sie ist es ein zu großer Eingriff in ihr Leben.
Einfluss auf die psychische Gesundheit
Benita Feller ist Psychologin. In ihrer Praxis in München behandelt sie einige Menschen, die Social Media falsch genutzung und deshalb psychische Probleme haben. „Die Nutzung von Social Media beeinflusst nicht nur die psychische Gesundheit, sondern auch die soziale. Man denkt, man hat online super viele Freunde, hat sie aber wirklich gar nicht. Man gaukelt sich ein Leben vor, was es in Wirklichkeit nicht gibt.“ Sie bestätigt zudem, dass die Nutzung von Social Media mit dem Anstieg psychischer Krankheiten bei jungen Menschen zusammenhängt. „Durch die ständige Reizüberflutung ist das Gehirn komplett überlastet.“ Auch auf das Selbstbild hat Social Media großen Einfluss. Jugendliche werden nicht nur von den Bildern und Videos beeinflusst, in denen sich die Influencer möglicherweise bearbeitet haben. Sie fangen auch selbst an, ihre vermeintlichen Makel durch Bildbearbeitung auszubessern. „Durch die Welt, die man sich auf Social Media aufbaut, verschiebt sich die Selbstwahrnehmung. Auch ein Selbstwertgefühl kann sich deshalb nicht aufbauen.“
Mehr Aufklärung über Gefahren
Für Benita Feller kommt ein Verbot von Social Media für Jugendliche nicht in Frage. Sie wünscht sich, dass mehr über die Gefahren davon aufgeklärt wird. Nur dadurch könne die eine gesunde Beziehung zu Social Media entstehen. „Das Suchtpotential ist groß. Die Menschen müssen sich bewusst sein, was ständiges online sein mit einem macht.“
Ob ein Verbot wie in Australien auch in Deutschland erfolgen wird, ist unklar. Ein solches Verbot will Thüringens Bildungsminister Christian Tischner zur Diskussion stellen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Diskussion entwickelt.
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