- Die 20-jährige Margret ist eine moderne Hexe in der weißen Magie. Was ist Hexerei überhaupt und wie wird man zur Hexe?
- Hexerei ist das Zusammenspiel der Energieflüsse im Universum und das Eingehen auf die Umwelt und Natur, die einen umgibt. Was Hexerei ausmacht, lerne ich bei Margret.
- Kartenlegen mit Tarotkarten ist in der weißen Magie am häufigsten genutzt. Sie helfen beim Treffen von Entscheidungen oder begleiten in den Tag hinein, ähnlich wie ein Horoskop.
Ich stehe vor der Tür eines einfachen Mehrfamilienhauses. Ich treffe gleich auf Margret (Dies ist ihr Hexenname). Sie ist, wie man heute sagt, eine moderne Hexe. Wenn ich an den Begriff Hexe denke, dann stelle ich mir eine alte Dame mit Buckel und Warze auf der Nase vor. In Märchen sind Hexen ja auch eigentlich immer böse.
Sie wohnt Zuhause und studiert
Die Tür öffnet sich. Eine junge Dame, ein Kopf größer als ich mit braunen, kinnlangen glatten Haaren, öffnet mir die Tür. „Hi Clarissa. Komm gerne rein. Schuhe kannst du hier ausziehen.“ Ich ziehe die Schuhe aus und gehe durch die Tür. Es ist eine ganz schlichte Wohnung. Eine Treppe vor mir führt nach oben. Die 20-jährige Margret lebt noch bei ihren Eltern gemeinsam mit ihrem Bruder und ihrer Schwester. In Dortmund studiert sie Lehramt. Klingt eigentlich nach einem ganz normalen Leben, wie kann man sich da als Hexe bezeichnen?
Der erste Eindruck
Wir gehen die Treppe hoch und treten in den Raum auf der rechten Seite ein. Margrets Zimmer. Es ist kein großes Zimmer, so circa zehn Quadratmeter. In dem Zimmer steht ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch vollgepackt mit Stiften, Zeichenblöcken und Büchern, eine Kommode und ein Bett. Auf der Kommode steht ein Schallplattenspieler. „Guardians Of The Galaxy Vol.I“. Ich lächle Margret an und freue mich, weil es einer meiner Lieblingssoundtracks ist.
Über dem Schreibtisch schwebt ein Regal. Ich sehe dort viele verschiedene kleine Pflanzen, Kerzen und Steine. Zwei selbstgemachte Drahtfiguren hängen über dem Regal. Ein menschenförmiges Drahtgestell und eine Hand. Die Arme und Beine sind länger als bei einem Menschen. Ich habe das Gefühl, dass das Ding jeden Moment lebendig wird. Etwas gruselig. Neben der Figur hängt getrockneter Lavendel.
Ein eigener Hexenaltar
„Das ist mein Hexenaltar. Das Wesen aus Draht ist einer meiner Talismane. Sie erfüllen eine bestimmte Aufgabe wie Schutz. Der Lavendel dient zur Beruhigung von Schlaf, Geist und Seele. Ich bin vom Sternzeichen Stier. Der Stier hat das Erdelement. Deshalb habe ich hier auch Pflanzen stehen oder auch Salzsteine. Sie repräsentieren mein Element.“, sagt Margret.
Die Verbindung zum Universum
Okay, aber so ganz schlau werde ich noch nicht. Was heißt es denn Hexe zu sein? „Ich bin noch gar nicht so lange Hexe. So richtig angefangen mit allem habe ich vor circa zwei Monaten. Ich habe mich immer mehr für das Universum interessiert. Dann habe ich mich erkundigt und bin in die Richtung der Hexerei gestoßen. Dort befasst man sich viel mit den Energieflüssen und geht auf die Natur ein.“
Margret erzählt mir mehr und ich höre gespannt zu. Man lernt viel über sich selbst, die Natur und das Universum. Jeder kann eine Hexe oder Hexer werden, man sollte aber eine Verbindung zum Universum spüren und sich darauf einlassen. „Das Schöne daran ist, dass man selbst entscheiden kann, wovon man überzeugt ist. Man kann sich auch eigene Zaubersprüche ausdenken.“ Ich schaue sie verwundert an.
Zauberei funktioniert wirklich?
Das Hexen zaubern ist mir bekannt, aber funktioniert das wirklich? Margret beschreibt, dass es wie Affirmation funktioniert. Wenn man zum Beispiel jeden Tag vor dem Spiegel steht und sich sagt, dass man schön und gesund ist, dann glaubt man das auch nach einer gewissen Zeit. So ähnlich funktioniert Hexerei. Eigentlich schon cool.
Margret nimmt ein Buch vom Schreibtisch und blättert etwas rum. Das Buch ist ein „Einmaleins für weiße Magie“. Sie gibt mir das Buch und ich schaue es mir genauer an. Viele Informationen über Pflanzen, Kräuter, Zaubertränke und Zauberkunst. Es gibt unterschiedliche Magien. Margret sieht sich selbst in der weiß/grauen Magie. Im Gegensatz zur dunklen Magie, bricht weiße Magie die negativen Blockaden und holt das Positive in einem heraus. „Ich habe schon einmal dunkle Magie ausprobiert, aber das ist mir zu gruselig.“ Sie schaut mich mit einem unsicheren Blick an.
Tarotkarten beeinflussen nicht das Schicksal
Wir gehen rüber zum Bett und setzen uns drauf. Marget hält ein Stapel Karten in der Hand. Ich habe das schon mal im Fernsehen gesehen. Menschen legen einem die Karten und verraten ihnen wie die Zukunft aussehen wird. „Das sind Tarotkarten. Sie dienen lediglich zum beraten und Entscheidungen treffen. Den ganzen Quatsch im Fernsehen sollte man nicht glauben, da wird viel gepfuscht.“ Sie drückt mir ein zweites Buch in die Hand. In dem Buch werden verschiedenen Variationen des Tarotlegen gezeigt. Ich entscheide mich für die Tageskarte. Das funktioniert wie ein Horoskop. Sie begleitet einen den Tag über oder man schaut rückwirkend auf den Tag.
Sechs der Kelche
Ich soll die Karten mischen, damit meine Energie in die Karten übergeht. Die Karten in meiner Hand sind kleiner als ein einfaches Kartenspiel. Wie ich die Karte ziehe, ist ebenfalls meine Entscheidung. Ich lege die Karten in einer horizontalen Linie auf das Bett und entscheide mich für eine Karte auf der rechten Hälfte. Kelche sechs.
„Das passt doch. Du bist ja Fische. Und die Kelche stehen für Wasser, dein Element.“ Ich sehe zwei Personen auf der Karte. Im Hintergrund sind Häuser zu sehen. Margret blättert in dem Buch herum und erklärt mir die Bedeutung der Karte:
Seelische Wandlung
Die Tageskarte die sechs der Kelche bringt Dir entweder Nachrichten aus der Vergangenheit oder aber das intensive Bedürfnis an Orte aus Deiner Vergangenheit zurück zu kehren. Schau Dir die Figuren auf der Tageskarte die sechs der Kelche einmal genauer an, sie wirken surreal. Man stellt eine gewisse Disharmonie in den Körperproportionen fest. Genau wie die Dinge in Tagträumereien und in Visionen. Heute ist ein guter Tag, um sich vor der harten Wirklichkeit zu flüchten, jeder braucht das ab und zu einmal oder man neigt dazu die Vergangenheit verklärt zu sehen?
Mir wird unwohl im Magen. Ich spüre ein Kribbeln in meinem Körper. Es macht mir schon etwas Angst, da ich heute mit einem Gedanken aus der Vergangenheit aufgewacht bin und mich seither damit beschäftige. Hilft mir die Karte mich nur zu entscheiden oder will ich nur das hören, was ich eben hören will?
Hexen sind Menschen wie du und ich
Hexerei heißt also einfach nur im Einklang mit der Umgebung zu sein. Ich merke, dass Margret sehr gelassen und locker ist. Das hat sie der Hexerei zu verdanken. Außerdem lernt sie viel über sich und ihre Umwelt. Sie weiß über Kräuter und Pflanzen Bescheid, über ihre Funktionen und Vorteile. Ich bin froh, dass ich überhaupt weiß, was ein Gänseblümchen ist.
Ich stehe wieder unten. Bevor ich gehe, schenkt mir Margret ein Glasanhänger in Form eines Wassertropfens. „Den kannst du dir in die Wohnung hängen, ich habe ihn mit einem Schutzzauber belegt. Schutz vor Krankheiten, Pech, Stress und noch mehr.“ Mit einem Lächeln bedanke ich mich und gehe raus.
Hexen sind also doch keine alten Damen mit Buckel und Warze auf der Nase.
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